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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Hartwig, Paul: Fragmente zweier rothfiguriger Iliupersis-Schalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0135
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Neoptolemos ist die Spitze des Helmbusches, ein Theil des Gesichtes
und der vorgestreckte linke Arm erhalten, von Priamos der Kopf und
die rechte Schulter mit einem Theile des vorgestreckten Armes. Über
den Köpfen der beiden Figuren läuft ein Architrav mit Triglyphen
hin, dessen Fortsetzung, vermuthlich nach rechts hin, wir auf dem
Fragmente 2 b zu erkennen haben werden. Das dritte Fragment gibt
einen Theil des aus Mauersteinen bestehenden Altars wieder, auf
welchem Priamos saß. An vier Stellen zeigen die Fragmente Spuren
antiker Verklammerung.

Der Stil und die technische Ausführung weisen auf das bestimmteste
auf die Hand des Brygos hin. Der Kopftypus des Priamos mit der
langen, aber nicht starken und etwas eckigen Nase und den vollen Lippen
erinnert an Köpfe auf signierten Schalen des Brygos, wie den des Poseidon
oder den des Chrysippos (W. Bl. VIII 2, 6). Das Haar ist mit ver-
dünnter Firnisfarbe sehr locker und lebendig aufgemalt. Brygos hat

Fig. 2 b. Fig. 2 c.

es hierin zu einer besonderen Meisterschaft gebracht, wie neben vielen
anderen seiner Werke die Pariser Iliupersis-Schale bezeugt. Das Haar
des Priamos auf der Pariser Schale ist weiß: man kann in der That
schwanken, ob der Meister durch die Anwendung verdünnter Firnis-
farbe für das Haar des Priamos auf unserem Fragmente blondes, oder
nicht vielmehr nur das hellere, gebleichte Haar des greisen Königs
wiedergeben wollte. Der als Kreis mit Punkt gezeichnete Augenstern
verschwindet zum Theil unter dem oberen Augenlide, ein von den
Meistern der Blütezeit des strengen rothfigurigen Stiles häufig ange-
wendetes Verfahren, um das Leiden einer Person zu versinnlichen (vgl.
z. B. den gefallenen Troer Eurymachos zu Füßen des Orsimenes auf
der Pariser Schale des Brygos). Dass besonders Brygos es liebt, das
„Interieur" bei seinen Darstellungen mehr oder weniger ausführlich
anzudeuten, ist eine bekannte Thatsaclie (vgl. W. Bl. VIII, 1 und 2;
Grriech. Meisterschalen Taf. 34, 36, S. 343, 352). Aber nicht nur der
Umstand, dass auf unserem Fragmente eine Andeutung der Burg des
 
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