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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Dell, J.: Ausgrabungen in Carnuntum, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0202
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ein Graben zu einem Ziegelgrabe 10 und einem danebenliegenden
Steine z. Beide lagen unter dem jetzigen Terrain. In der Nähe
davon (bei N\ sieh die Form Fig. 23) liegt noch jetzt der untere Theil
eines Grabsteines frei da. Das Ziegelgrab enthielt Überbleibsel, die
auf Leichenbrand deuteten. Man hatte dieselben tiefer in die Erde
eingegraben, mit Plattenziegeln dachartig überdeckt, die Fugen der
Platten, ebenso den First mit Hohlziegeln, die Öffnungen am Kopf und
Fußende wieder mit senkrecht stehenden Ziegelplatten geschlossen. Das
Ganze war dann mit Erde verschüttet worden und so vor Beraubungen
etwas gesicherter wie die Sarkophage. Beim Ausgraben kam aber außer
wenigen Scherben nichts von Belang zum Vorschein, so dass Ver-
muthungen über die Zeit der Bestattung nicht zu gewinnen waren.

Noch sei ein Stück von höchst origineller Ausbildungsform er-
wähnt, welches sich später erst im Schutte in der Nähe des Raumes d
(Fig. 24) vorfand. Es ist dies der Rest einer Putzverkleidung, deren
Holzconstruction in der Negativform des Putzes erhalten blieb. Die Con-
struction bestand in einem Geflecht dünner Holzstäbe, die über nicht
sehr starke Balken zusammengebogen waren, und dürfte in einzelnen
Tafeln hergesteilt worden sein, die an die Träme der mit Sicherheit
vorauszusetzenden Holzdecke genagelt und dann mit Putz beworfen
wurden: ein Verfahren, das man als Vorläufer unserer Stuccatur-
technik bezeichnen darf. Nach Ebnung des Putzes konnte ganz leicht
eine Bemalung ausgeführt werden. An den verticalen Wänden der
thatsächlich erwiesenen Riegelbauten wäre eine solche Verkleidungsart
wohl auch möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.

Die langandauernde günstige Herbstwitterung gestattete die Ver-
suchsgrabungen im Pfarrgarten sowohl wie im Schulgarten des land-
wirtschaftlichen Casinos fortzusetzen. Veranlassung hiezu gab der
Umstand, dass man daselbst beim Zaunsetzen auf größere Steinplatten
und Mauerwerk gestoßen war. Die Entdeckung dieser Reste ist dem
hochwürdigen Herrn Pfarrer M. Eisterer von Petronell zu verdanken,
der, während ich verhindert war, gemeinsam mit Herrn Ingenieur von
Wachtl, der die erforderlichen technischen Aufnahmen anfertigte, die
Arbeiten zu überwachen die Güte hatte.

Begonnen wurde bei I (siehe Plan II S. 188), östlich des Pfarr-
hauses und nördlich der Mauer zwischen dem Friedhof und dem Pfarr-
garten, mit der Aufdeckung von divergierenden Mauerzügen, die aus
Bruchsteinen und Mörtelwerk ausgeführt sind und nachgemauerte Ver-
stärkungen zeigen. In dem Längenschnitte m n (Fig. 25) tritt die nur
geringe Tiefe dieser Reste hervor, welche leider keinerlei bestimmten
 
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