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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Dell, J.: Ausgrabungen in Carnuntum, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0219
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Dass das Gebäude ein Grabmal war, ist nur durch seine Lage
inmitten der Sarkophage gesichert. Die Grabkammer baute sich auf
dem massiven Fundamente B in Form einer Cella mit gesäulter Front
auf. Wir sind durch das Mauerviereck genöthigt ihre Hauptaxe von
Nord nach Süd anzunehmen, die Vorderseite nach Süd gerichtet (siehe
Plan III). In der Grabkammer stand der Sarkophag von Ost nach
West gerichtet, während ein Betreten des Raumes durch die Thüre
ermöglicht war. Sarkophag wie ThüröfFnung mussten menschlichen
Verhältnissen entsprechen und dieser Forderung genügt die Recon-
struction. In dieser ist eigentlich nur der an der Vorderfacade ange-
nommene Bogen problematisch. Die Abdeckung war gewiss durch ein
System von Mauerbögen mit einem darüber befindlichen Satteldach
hergestellt, welches an der Vorderseite einen Giebel bildete. Die
technische Form der Werkstücke zeigt auffallende Ähnlichkeit mit
den erwähnten syrischen Denkmälern, unter denen auch Mausoleen,
dem hier reconstruierten ähnlich, vorkommen. Möglicher Weise bildete
die umlaufende Mauer A mit einer Stufenanlage eine Plattform um
das Gebäude und standen die Thierfiguren als Wächter des Grabes
an einer Eingangsseite. Die zeitliche Entstehung desselben wüsste
ich vor der Hand nicht näher zu bestimmen. Möglich wird dies aber,
wenn einmal die Abfolge der Ziegel- und Steinsarkophage genauer
untersucht sein wird. Ich glaube hier drei Perioden unterscheiden
zu können und musste das Grabmal der mittleren zuweisen.

Zum Schlüsse noch Einiges über die Sarkophage. Die mono-
lithen Exemplare sind aus inländischem Kalkstein gewonnen. Einige
derselben besitzen noch ihre Deckplatte, die meisten sind ihres Inhalts
vollkommen ledig. Die Dimensionen wechseln, aber alle waren nur
für einen Körper bestimmt.

Die Särge S3 S4 S5 S6 und S9 haben je 143, 207, 120, 173 und
113 Centimeter äußere Länge, 54, 88, 56, 83 und 48 Centimeter
äußere Breite, je 8, 15, 9, 15 und 7 Centimeter Wandstärke und 27,
42, 26, 31 und 18 Centimeter Tiefe, im Innern gemessen. Die Särge
standen gewiss frei über der Erde, mindestens ragte die Platte heraus;
dass zwei Särge S7 auf einander stehen, dürfte sich aus einer größeren
zeitlichen Abfolge der Bestattung erklären. Über die Höhenlage der
Ziegelsärge zumTerrain könnten nur Vermuthungen ausgesprochen werden.
Die Richtung der Särge ersieht man am besten aus dem Plane Tafel III.

Am Ende der Grabungen wurden noch im gräfl. Traun'schen
Thiergarten ein dem Jupiter geweihter Altar und Reste einiger Mosaik-
böden aufgefunden, worüber der nächste Bericht eingehend handeln wird

Wien, Ende 1892. J. DELL
 
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