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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Bormann, Eugen: Epigraphische Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0231
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Wien 1854 Suppl. Taf. I) veröffentlichten Darstellung des Dolichenus
auf einem Marmorrelief des Pester Museums. Aber er ist überhaupt
bei Bildnissen Juppiters häufig.

Eigenthümlich sind schließlich die Bruchstücke A. Al_ abgebildet
S. 178. 179 (C. III S. 11186), von dem linken und rechten Ende einer
0*03 vi dicken und 0*315 m hohen einfachen Platte aus grob-
körnigem Marmor, die hinten ziemlich rauh gelassen ist und die, als sie
vollständig war, das ganze römische Alphabet enthielt in sauber aus-
geführten Buchstaben, die in Z. 1 9 cm, in Z. 2 8*2 cm hoch sind.
Das Stück links ist 0*30 m breit, das rechts 0*47 m. Wie diese Platte
in die Cultusstätte des Juppiter Dolichenus kam, ergibt sich aus der
auf dem rechten Stücke unten in kleiner Schrift erhaltenen Formel
EX VI SV ex visu, die auch auf dem Relief E steht, und durch die
die Platte als ein Weihgeschenk an einen Gott bezeichnet wird. Nach
der Fundstelle war der Dolichenus dieser Gott, mag nun, was durch-
aus wahrscheinlich ist, vor dem verlorenen Namen des Dedicanten ein
I • O • M • D gestanden haben oder die&e Bezeichnung ausgelassen sein.

Der Fund steht, soweit ich sehe, vereinzelt da. Wir haben ja aus
dem Alterthum ziemlich viel Alphabete inschriftlich erhalten, griechische
und italische. Aber regelmäßig sind dies Kritzeleien, meist auf
Ziegeln, wohl von Personen, die die Kenntnis des Alphabets sich vor
kurzem angeeignet haben und der neuen Fertigkeit sich freuen. Da-
gegen Alphabete in einigermaßen monumentalen Buchstaben auf Mar-
mortafeln sind selten, und dafür, dass eins als Weihgeschenk einer
Gottheit dargebracht würde, kenne ich überhaupt kein zweites sicheres
Beispiel. Indes weist mir Prof. Kubitschek das von Newton in Ka-
lymna im Tempel des Apollo gefundene und von ihm in der Inschriften-
publication des Britischen Museums I p. 100 n. CCCXXIII bespro-
chene Bruchstück einer Marmortafel nach, die ein griechisches Alphabet
in 5 Zeilen trug, und in der Newton ein Weihgeschenk vermuthet hat,
vielleicht zutreffend. Allerdings erscheint ein derartiges Weihgeschenk
verwunderlich und man fragt nach dessen Grund und Absicht. Die
Inschrift unserer Platte würde, auch wenn sie vollständig wäre, nicht
weiter helfen, da vor dem ex visu den Raumverhältnissen nach außer
dem Namen der Gottheit und der weihenden Persönlichkeit- keine
weitere Bestimmung gestanden haben wird. Man ist also aufs Rathen
angewiesen.

Von der Erwägung ausgehend, dass ein Wreihgeschenk als dem
Gott wohlgefällig erscheinen konnte, wenn daraus der Grund der
Dankbarkeit erkennbar war, habe ich an die Möglichkeit gedacht,
dass das Alphabet die Thätigkeit oder Fertigkeit des Weihenden
 
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