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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Bormann, Eugen: Epigraphische Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0232
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bezeichnet habe, und zwar entweder die Beschäftigung eines marmora-
rius, eines Verfertigers von Inschriften, oder die Kenntnis der litterae,
des Lesens und Schreibens, so dass als Weihender gedacht werden
könnte ein magister litter arius oder ein Schüler. Ähnlich ist die Ver-
muthung von Newton, der die Platte aus Kalymna 'perhaps an offe-
ring of a teacher5 nennt.

Bei einer solchen Annahme würde wohl die Weihung ihre
Wunderlichkeit vprlieren. Indes mehr wie eine Möglichkeit ist dies
nicht, und vielleicht ist eine andere Möglichkeit glaublicher, dass das
Alphabet den Ersatz für die eigentlich erforderlichen, aber dem Wei-
henden nicht sicher bekannten Worte geben sollte, da ja in denselben,
den TrdvTa crioixeia, die Elemente zu allen Worten enthalten sind. So
ist vielleicht auch zu urtlieilen über die mir gleichfalls von Kubitschek
nachgewiesene, in einem stadtrömischen Columbarium gefundene Mar-
morplatte C. I. L. VI 6831, die nach ihrer schrägen Form sich etwa
an einer Treppe befunden hat und auf deren beiden Seiten je viermal
das lateinische Alphabet eingegraben ist; auf der einen Seite aber
zum Schluss steht D-M-S, also d(is) m(anibus) s(acrum).

Noch innerhalb desselben Baues oder Tempelbezirkes, aber in
beträchtlicher Entfernung von der Cultusstätte, die die übrigen Weihge-
schenke geliefert hat, bei dem Punkte M ist die auf S. 185 abgebildete
(jetzt auch C. III S. 11136 abgedruckte), 0*465 breite, 0*45 hohe und
etwa O08 dicke Platte aus Leithakalk zum Vorschein gekommen mit
der Aufschrift:

I • O ■ M • D • LV G

A T T I L L V S
I V S S V- D E I
IN VE N3 I • SVO
5 • F E C •

I(ovi) o(ptimo) m(aximo) D(olicheno) Luea(nius) Attillus iussu
dei inpendl(o) suo fec(it).

Als Form des Gentilnamens findet sich Lucanus und Lucanius;
erstere ist wohl die correctere, scheint aber in späterer Zeit außer
Gebrauch gekommen.

Bei den Grabungen am Heidenthor, ist, wie oben S. 171 ange-
geben, von Inschriften nur ein geringes Bruchstück gefunden worden,
und dies hat bedauerlicher Weise anscheinend ein Besucher mitge-
nommen. Nach Dell's Aufzeichnungen (vgl. auch Fig. IX auf S. 172),
bestand es aus Leithakalk und enthielt in Buchstaben, die in Z. 1
32 Millimeter, Z. 2 35—40 hoch waren:
 
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