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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Rohde, Theodor: Silber-Antoniniane der römischen Kaiserin Sulpicia Dryantilla
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0257
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Die hiermit meines Wissens zum erstenmal constatierte Über-
prägung von Denaren durch anerkannte Kaiser wird, denke ich, durch
die nachfolgende ausführliche Darlegung des Verfalls des römischen
Münzwesens ihre Erklärung finden.

Der Denar des Nero — die Basis der weiteren Ausmünzung —
wurde derart ausgebracht, dass 96 Stück auf ein römisches Pfund
giengen, was einem Gewicht von 3.41 Grammen entspricht. Dies Ge-
wicht blieb bis zur Einführung des Antoninian wohl unverändert, je-
doch verschlechterte sich der Silbergehalt unaufhörlich unter den
nachfolgenden Kaisern, bis endlich unter Caracalla derselbe bis aut
die Hälfte des neronischen gesunken war. — Über diese Verschlech-
terung findet sich in Mommsens röm. Münzwesen, Seite 757, eine Reihen-
folge von Analysen, die ich in meinem Buch über Aurelian (1882)
S. 305 für die späteren Kaiser durch Analysen des k. k. Münzamts
ergänzt habe. Danach wiederhole ich nachstehend die Liste.

Nero 0,943 — 0,910; Galba 0,921; Vespasianus 0,886 — 0,806;
Domitianus 0,925—0,860; Nerva 0,917; Trajanus 0,928—0,838; Ha-
driane 0,867 — 0,810; Antoninus Pius 0,924 — 0,730; M. Aurelius
0,797—0,681; Commodus 0,720—0,680; Septimius Severus 0,755-0,431;
Caracalla und Elagabalus 0,500; Severus Alexander 0,300; Gordianus
III 0,270.

Hieraus ergeben sich besonders zwei Perioden der Münzverschlech-
terung, unter Septimius Severus - Caracalla und unter Gordianus III.

Unter Caracalla finden wir den Denar bereits bis 0,500 Silber-
gehalt reduciert und gleichzeitig tritt die Prägung eines neuen Nomi-
nales — der Antoninian — auf, welche Bezeichnung in dem Namen
des Caracalla „ ANTONINVS" ihren Ursprung hat. Diese neuen
Nominale sind dadurch erkennbar, dass das Bild des Kaisers mit der
Strahlenkrone versehen ist und das Bild der Kaiserin auf dem Halb-
mond ruht, welcher Typus bis zur Diocletianischen Reform beibehalten
wurde. Das Normalge wicht wird von Mommsen auf 1/66 — 1l6i des
röm. Pfundes = 5.12 gr. geschätzt; Analysen gaben einen Silber-
gehalt von 0,500.

Hieraus ergibt sich, dass der Silbergehalt des Denares dem des
Antoninian ganz gleich war; nur inbezug auf das Gewicht erscheint
es zweifelhaft, ob man mit Sicherheit den Antoninian für zwei Denare
halten könne. Aber es dürfte bei der Antoninianeinführung eine weitere
Reduction im Gewicht eingetreten sein, entsprechend der Reduction
des Aureus, da von jetzt ab 50 Aurei aus dem römischen Pfund ge-
prägt wurden, während bis dahin nach Neronischer Ausprägung 45
auf dasselbe giengen.
 
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