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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

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Pollak, Ludwig: Eine attische Künstlerinschrift auf Gold
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https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0075

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erste Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr. Da die Inschrift rechts
und links beendet, eine Vervollständigung derselben durch diejenige
eines zweiten Streifens unwahrscheinlich ist und doch auch schwerlich
TtoiXüg gelesen werden kann, ähnlich wie einige Maler iTuonjasv eu oder
xapxa Sixaico? oder nach Wernicke, die griechischen Vasen mit Lieblings-
namen S. 118, geradezu uakoic, auf Vasen signieren, so wird man
Kalos als Eigennamen fassen müssen. — Wie die beiden Buchstaben der
Rückseite zu erklären sind und ob man etwa in ihnen eine Zahl- oder
Gewichtsangabe sehen darf, weiss ich nicht. — Da der letzte Buchstabe
des Streifens b etwas schief ist und auf ein Ypsilon deutet, wird man
6 Traue; y.aXoc zu ergänzen haben, vergl. P. Kretschmer, die griechischen
Vaseninschriften S. 188 folg. Bekanntlich finden sich Lieblingsinschriften
nicht nur auf Vasen, sondern auf vielfachen andern Gegenständen und
Stoffen, worüber zuletzt Wernicke a. a. 0. S. 113, 2 gehandelt hat.

Wie überaus häufig seit den ältesten Zeiten und an den ver-
schiedensten Orten Goldplättehen, verziert wie unverziert, an Schmuck-
sachen mannigfaltigster Art, auch an Kleidern angebracht wurden, ist zu
bekannt und zu oft schon besprochen worden, als dass es sich lohnte den
Sachverhalt aus diesem Anlasse noch einmal zu erörtern. Wichtiger
scheint mir auf die Bedeutung hinzuweisen, welche die Künstler-
inschrift für die Beurtheilung der in Etrurien gefundenen Gold-
schmucksachen des fünften Jahrhunderts haben kann. Was Martha,
1'art etrusque S. 588 bemerkt: ,-j'ai de la peine ä croire que tous ces
ehefs d'oeuvre d'Industrie ne soient pas sortis d'une main grecque"
und (p. 589) „d'origine hellenique, ou mieux encore, attique", scheint
hier einen ersten urkundlichen Anhalt zu finden, und es wäre nur zu
wünschen, dass eine gleiche Aufklärung auch für die den etrurischen
so vielfach analogen südrussischen Funde gewonnen werde, deren
attische" Herkunft Furtwängler, Goldfund von Vettersfelde S. 47 und
Hauser, neuattische Reliefs S. 126, 1 in Abrede stellen. Bei der
attischen Toreutik des fünften Jahrhunderts, die sich ja nach Brunn,
Künstlergeschichte II p. 399 „erst in der Zeit des Phidias als eigentlich
selbständiger Kunstzweig" abgelöst hatte, begegnet der umgekehrte
Fall als bei der Keramik. Wir besitzen da eine ziemlich grosse Zahl
von Schriftstellen und Namen, aber wenig Funde; bei der Keramik
hingegen fast keine schriftliche Überlieferung, dagegen viele Funde.

Athen, im Mai 1894.

LUDWIGPOLLAK
 
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