Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

DOI Artikel:
Hartmann, Ludo Moritz: Über den römischen Colonat und seinen Zusammenhang mit dem Militärdienste
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
126

des Staates wieder die freie Bevölkerung- treten könne. Aber weder
Gesetze; die versuchten den Grundbesitzern eine bestimmte Zahl
von freien Arbeitern vorzuschreiben, noch Militärcolonien, die infolge
der Unbrauchbarkeit der Colonisten zu keiner Blüte kamen/) führten
zum Ziele, bis — ich darf dies jetzt als im ganzen anerkannte That-
sache voraussetzen — im ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit ohne
Zwangsmaassregeln sieh der italische Grossgrundbesitz wieder mit
freien Coloni füllte, freien Kleinpächtern, die am Ende des ersten
nachchristlichen Jahrhunderts in gewissen Gegenden Italiens die reine
Sehnen Wirtschaft schon ganz verdrängt hatten.5) Welches waren die
Ursachen dieser bedeutungsvollen socialgeschichtlichen Entwicklung, die
man in Italien als den Beginn vom Ende der Sclaverei überhaupt an-
seilen kann?6) Warum wurde der Theil der Gesammtarbeit der Gesell-
schaft, der der Landwirtschaft zufiel, früher von Sclaven, jetzt grössten-
teils durch Freie verrichtet ?

Der negative Theil der Frage ■— warum keine Sclaven mehr? —
ist schon durch den Hinweis darauf beantwortet worden, dass durch
die Festlegung der Grenzen des römischen Reiches und durch das
principielle Aufhören der Eroberungszüge der Zufluss von Sclaven auf-
hörte und thatsächlich Mangel an unfreien Arbeitern eintrat.7) Aber
dafür, dass Freie, vielleicht in grösserer Zahl, in die Lücke eintraten,
ist man, wie mir scheint, bisher die Erklärung schuldig geblieben. Der
Absentismus der Grundherren Hess es freilich räthlich erseheinen die
Bewirtschaftung von Gutsparcellen Freien anzuvertrauen, die auf eigene
Gefahr und Verantwortung arbeiteten;8) und die Vertreibung der kleinen
Eigenthiimer konnte die Möglichkeit bieten freie landwirtschaftliehe
Arbeitskräfte zu bekommen; allein der erstere Unistand ist keine aus-
reichende Erklärung und der zweite wirkte schon zu einer Zeit, da
die Sclavenwirtschaft blühte. Man muss also die Frage so stellen:
warum bestand in der republikanischen Zeit keine Nachfrage nach den
vorhandenen Arbeitskräften V Die Ursache muss derart sein, dass sie
zu Beginn der Kaiserzeit zu wirken aufgehört hat. Ich glaube, dass
uns Appian an einer Stelle (b. c. I 7) die gewünschte Aufklärung
gibt. Er sagt bei Besprechung der gracehischen Zeiten, dass die
TcXouaiot, nachdem sie die armen Bauern ausgekauft oder vertrieben:
7üs5'1cc ac/zoä avtt ycoptcov ifswpYoov, cbvYjtoi? Iq aöta YscopY&ic v.c/.l zovjsvi

4) Tac. ann. XIV 27.

5) Vergl. namentlich Plin. ep. III 19.

<;) Ihr entspricht der Ubergang des Handwerks von Sclaven auf Freigelassene.
7) Vergl. namentlich Segre a. a. 0.; Sueton Aug. 32; Ti. 8.
s) Vergl. Columella r. r. I (3.
 
Annotationen