Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

DOI Artikel:
Bauer, Adolf: Zum dalmatisch-pannonischen Krieg: 6-9 n. Chr.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0154

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
141

und über Reihenfolge und Zusammenhang- der militärischen Operationen
im Unklaren lassen.4)

Die Darstellung- des Vellerns (II 110—117), dem militärische
Sachkunde und genaue Kenntnis der damaligen Vorgänge nicht abzu-
sprechen ist, da er in hoher amtlicher Stelle im Hauptquartier des
Tiberius den Krieg mitgemacht hat, liefert den Beweis, dass römische
Militärs, wenn sie mit Historikern und Rhetoren um die Palme streiten
oder für das lesende Publicum unterhaltende Bücher schreiben wollen,
von ihrer Fachkenntnis nicht selten gar keinen Gebrauch machen. Die
Schriften Caesars und seiner Fortsetzer bilden eine Ausnahme, denn
auch ein so bewährter und tüchtiger Feldherr wie Frontinus hat in
seine Strategemensammlung Geschichten aufgenommen, deren lächerliche
Unwahrscheinlichkeit ihm als Fachmann kein Geheimnis sein konnte.
Die Schilderung der militärischen Vorgänge in den Jahren 6—!), die
Vellerns gibt, ist in der That gerade so unklar und unbrauchbar, wie
die Erzählung der germanischen und armenischen oder der britannischen
Feldzüge bei Tacitus. Man durfte also die Benützung von Aufzeichnungen
des Corbulo Uber seine Kriege in Armenien durch Tacitus nicht deshalb
in Zweifel ziehen, weil des Tacitus in topographischer Beziehung höchst
mangelhafte Erzählung die Einsichtnahme in eine Schrift des in
Armenien commandierenden Feldherrn ausschliesse. Vellerns liefert den
Beweis, dass militärische Sachkunde und genaue Kenntnis der Kriegs-
begebenheiten bei einem Schriftsteller dieser Zeit keine Garantie für
eine topographisch brauchbare Darstellung bieten.

Die Kenntnis der Geographie jener der römischen Civilisation erst
zu erschliessenden Barbarenländer, wenn sie auch nur auf Erkundung
bei den Landesbewohnern und benachbarten bereits unterworfenen
Stämmen beruhte, war aber dennoch bei den römischen Feldherrn in
der Regel weit genauer und besser, als man nach der in der literarischen
Überlieferung fast ausnahmslos zutage tretenden Unkenntnis oder völligen

4) Dio hat jedoch in seinen unglaubwürdigen und rhetorischen Schilderungen
der Eroberungen von Splonum, Kaetinium, Andetrium und Arduba allein diese Orts-
namen aufbewahrt; er hat auch sonst Einzelnes, was auf gute Information seiner
Vorlage deutet. So nennt er 55, 33 unmittelbar vor der grossen Lücke einen
SxevoßapSo? xiq. Dieser Name ist aus CJL III mehrfach zu belegen: Scenus Sceno-
barri f. 4372 und in der Form SCENOBABBVS tab. cer. Dac. XX 1265 und 8437.
Da von Nr. 4372 das Original nicht vorliegt, so dürfte mit Rücksicht auf die dreimal
bezeugte Endung BVS bei Dio Exevoßapßo? zu verbessern sein. Dio nennt ferner auch
den Sohn des Däsidiaten Bato mit Namen 56. 16 Exeoä?; es ist nicht unmöglich,
dass er Scaeva geheissen hat (vergl. Vellerns II 110), aber wahrscheinlicher dünkt
mich, dass hinter diesem Namen gleichfalls ein einheimischer, wie SCENVS oder dgl.,
sich birgt.
 
Annotationen