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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

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Bauer, Adolf: Zum dalmatisch-pannonischen Krieg: 6-9 n. Chr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0155

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142

Gleichmütigkeit in diesen Dingen glauben sollte. Die strategische Anlage
und Durchführung zahlreicher Eroberungszüge lehrt, dass man im
Hauptquartier sehr achtunggebietende Kunde auch von den entlegensten
Gebieten besass und sich ihrer sehr geschickt zu bedienen verstand.
Die Niederlage in Deutschland im Jahre 9, die schwierigen Lagen, in
die Germanicus in den Jahren 15 und 16 wiederholt gerieth, bei denen
die Unkenntnis des Geländes zweifellos eine Rolle gespielt hat, sind
Ausnahmen und eben durch ein Verschulden der Commandierenden
eingetreten.

Der Feldzug des Drusus und Tiberius gegen die luiter und
Vindeliker im Jahre 15 v. Chr., die Unternehmungen des Drusus, des
Tiberius und des Germanicus in Deutschland, der Feldzugsplan des-
Tiberius im Jahre 6 n. Chr. gegen Maroboduus zeigen durchweg das
gleiche Verfahren: die auf getrennten Wegen vordringenden Colonnen
im Herzen des feindlichen Gebietes zu vereinigen und so womöglich
durch einen Hauptschlag die Unterwerfung zu bewerkstelligen. Drusus
dringt mit seinem Heere die Etsch aufwärts über den Brenner durch
Tirol vor, Tiberius vereinigt sich, von der Schweiz über den Bodensee
vorrückend, mit ihm an den Donauquellen, wo die entscheidende Schlacht
geschlagen wird. Seit durch Drusus im Jahre 12 v. Chr. die Mündungs-
gebiete der Ems und Elbe gewonnen waren, haben die Befehlshaber
der Rheinlegionen zu Aviederholten Malen diese Flüsse benützt, um auf
ihnen einen Theil ihrer Truppen stromaufwärts ins Innere Deutschlands
zu befördern und sie an einem im voraus bestimmten Punkte ihres
unteren Laufes mit den ebendahin auf dem Landweg vorrückenden
Heerestheilen zu vereinigen. Die Unterwerfung des Maroboduus im
Jahre 6 n. Chr. war in der Weise geplant, dass Sentius Saturninus
mit der Rheinarmee den Main aufwärts durch das Fichtelgebirge in
Böhmen eindringen sollte, während Tiberius, von Carnuntum aus durch
das Thal der March vorrückend, mit ihm die Vereinigung mitten im
Feindeslande gesucht hat. Nur wenige Tagmärsche von dem vorher
ausgemachten Vereinigungspunkte waren beide Heere entfernt, als die
Nachricht von der Erhebung Pannoniens und Dalmatiens eintraf
( Vellerns II 110). Die Strategie der römischen Feldherren setzt in all
diesen Fällen eine merkwürdig genaue Kenntnis der Geographie jener
Länder, der Zahl und Richtung der sie durchschneidenden Flussthäler
und Gebirge, sowie der vorhandenen Communicationen voraus.

Es läge nahe anzunehmen, dass Tiberius auch zur Niederwerfung1
der pannonischen und dalmatischen Rebellen ein gleiches Vorgehen ein-
geschlagen habe, dass er beabsichtigt hätte, etwa von Sissek aus durch
das Unathal südwärts vorzudringen, die Vereinigung mit von Burnum
 
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