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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

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Bormann, Eugen: Die Grabschrift des Dichters Pacuvius und des L. Maecius Philotimus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0248
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235

Epigramme unter Bildnissen verstorbener Persönlichkeiten standen, die
Auffassung' als Grabschriften die nächstliegende und von den zwei
daraus bekannten nennt das eine das Grabmal ausdrücklich.

Bei dieser Übereinstimmung- habe ich die Möglichkeit erwogen,
dass die Schrift de poetis nichts anderes sei als ein Theil des um-
fassenden Werkes Jmagincs'. Wie bei den dem letzteren entsprechenden
Werken .de viris illustribus' anderer Verfasser, des Nepos, des Sueton
u. a. die einzelnen Abtheilungen als 7de poetis', ,de grammaticis' u. s. w.
citiert werden konnten und citiert wurden, so gestatten die drei Citate
von Gellius Varro in libro de poetis primo und das des Priscian Varro
de poetis libro I an sich die gleiche Annahme, und dass, wenn
die Fassung der Citate bei Gellius genau ist, wogen des primo
(nicht priore) diese Abtheilung mindestens drei von den fünfzehn
Büchern umfasst haben müsste, ist wohl erträglich. Auch könnte
zur Empfehlung angeführt werden, dass Gellius, der von der Schrift
de poetis nur das erste Buch anführt, ebenso von den Imagines nur
Buch I anführt und dass darin Homer, also ein Dichter, vorkam.

Indes steht dieser Annahme zunächst entgegen, dass Gellius, der
an andern Stellen die Citate de poetis hat, in jenen zwei Capiteln 3,
10. 11 ebenso wie alle übrigen Schriftsteller, die die Imagines anführen,
den allgemeinen Titel und nicht den eines Theiles verwendet.9) Überhaupt
aber lässt die Erwägung der gesammten Schriftstellern Varros ein
anderes Verhältnis glaublicher erscheinen.

Varro musste mit seiner Forschung und folgeweise seiner Schritt-
stellerei auf die Geschichte der römischen Dichtung geführt werden.
Gestreift wurde dies Gebiet in mancherlei Schriften, wie ,de scaenicis
originibus', aber die eigentliche Darstellung konnte, wie in der ent-
sprechenden griechischen Literatur, im wesentlichen nur in der Form
von Lebensbeschreibungen erfolgen.10) Und auch in der Gestaltung
konnte Varro von den griechischen Vorgängern nicht unabhängig- sein.
Diesen ,apriorischen' Aufstellungen entspricht der Thatbestand. Ange-
führt wird eine ziemlich ausführliche varronische Schrift ,de poetis',

9) Nicht entscheidend ist das Citat bei Cicero Brutus 15, 80 Varro noster
düigentissimus invesiigator antiquitatis putat in hoc erratum vitamque Naevii producit
longius. Geht dasselbe auf die Schrift de poetis, so muss diese älter sein als das
Jahr 46 v. Chr.. in welchem der Brutus herausgegeben ist, und kann nicht Theil der
frühestens 39 erschienenen Imagines sein. Aber so angemessen das Citat für diese
Schrift ist, kann Varro dies auch anderswo gesagt haben, wie in den Annales oder
in einer der Schriften über die Aufführungen der Dramen.

10j Ich benütze hier und im folgenden dankend briefliche Mittheilungen
Büchelers.
 
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