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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

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Bormann, Eugen: Die Grabschrift des Dichters Pacuvius und des L. Maecius Philotimus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0249

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236

und diese enthielt Lebensbeschreibungen römischer Dichter, denen nach
der Angabe des Berichterstatters poetische Grabschriften beigegeben
waren. Das stimmt mit der Weise griechischer Dichterbiographien
überein, wie in einem solchen ßto? des Sophokles (nach dem uns er-
haltenen) die Grabschrift stand

y.pDTTTCü to)Ss taepü) SoccoxXt] Tupwciia Xaßövia

Die Abfassungszeit der Schrift ,de poetis' genauer zu bestimmen fehlt
es. soweit ich sehe, an Anzeichen; das Werk der Imagines aber fällt
in Varros hohes Alter, frühestens in.sein 78. Lebensjahr. So drängt sich
die Annahme auf, dass er nach dem biographischen Werk über die
römischen Dichter in ähnlicher Weise ein allgemeines Werk verfasst
hat, mit Ausdehnung auf die griechische Nationalität und auf alle
Gebiete menschlicher Thätigkeit. Eine derartige Ausdehnung der literari-
schen Biographie mit Beibehaltung der poetischen Grabschrift hat in
der griechischen, namentlich peripatetischen Schriftstellern Analogien,
wie z. B. die in den sogenannten aristotelischen Peplos eingefügten
;-iT6;xß'.a der trojanischen Helden beweisen. Dagegen ist die Beigabe
von Bildern, für deren Art und Darstellung noch keine befriedigende
Erklärung gefunden scheint, wohl nach dem von Plinius deshalb er-
theilten Lob als eine Neuerimg Varros anzusehen und vielleicht in
diesem Werke zum erstenmale erfolgt. Ungefähr gleichzeitig und
wesentlich gleichartig ist dann das Werk des Atticus, der für eine
Gruppe der ,viri illustres', der Römer, die durch Kriegsthaten sich
ausgezeichnet hatten, Bilder mit einem darunter stehenden Epigramm
verwendete. Nur enthielten diese Epigramme etwa in der Weise der
bekannten Grabschriften der Seipionen in saturnischem Maass auch die
Thaten,11) und die Lebensbeschreibung in Prosa entfiel ganz, die in
Varros Imagines nicht gefehlt hat.

Wenn vorstehende Ausführungen begründet sind, so haben die bei
Gellius I 24 erhaltenen ,Grabschriften' der Dichter Naevius, Plautus,
Pacuvius literarischen Charakter; es sind in der Form von Grabschriften
,elogia' nach Svmmachus' Ausdruck und zwar diejenigen, die Varro
seiner Lebensbeschreibung der einzelnen Dichter zugefügt hatte. Von
wem sie verfasst seien, ist damit noch nicht entschieden. Nach Svmmachus'

ll) Nepos in der Vita des Atticus c. 18: attigit poeticen quoque . . . nam de
viris, qui honore rerumque gestarum altihcdine ceteros populi Romani praestitenmt,
exposuit ita, ut sub singulorum imaginibus facta magistraüisque eorum non amplius
quatemis quinisve versibus descripserit, qnod vix credendum est, tantas res tarn
breviter potuisse declarari.
 
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