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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Reichel, Wolfgang: Die Orsothyre im homerischen Megaron
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0016
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aus denen man zunächst schliessen möchte und in der That bisher zu
sehliessen pflegt, die opaofl-upv] im Megaron des Odysseus sei irgendwie
über den Boden erhöht und etwa durch eine Treppe zugänglich gewesen.
Nun kann ja eine solche Erhöhung- wirklich vorhanden gewesen sein,
indem etwa der Boden des Vordergemachs höher lag als derjenige des
eigentlichen Männersaales; nothwendig jedoch scheint mir eine derartige
Annahme nach jenem Wortlaute nicht. Es handelt sich um eine Be-
wegung aus dein Hintergründe eines lang gestreckten Raumes nach
vorne, was der Dichter ganz wohl als „hinaufgehen" bezeichnen konnte,
wie wir noch heute sagen „in einem Baume auf und abgehen", etwas
„an einer Tafel hinaufgehen lassen*' usw., Wendungen, bei denen an
einen Wechsel des Terrains nicht gedacht wird.3)

Ferner verdient hervorgehoben zu werden, dass auch in Tiiyns,
wie das in dem Megaron von Ithaka bemerkt wird (V. 130), die opoo-
6"jpv] wirklich den einzigen Zugang zum Corridor bildet — d. h. von
dem für nicht Hausangehörige allein betretbaren Theile des Palastes
aus. Wie es mit einem zweiten Zugange, von den reservierten Räum-
lichkeiten her, bestellt war, werden wir gleich sehen.

Zur völligen Aufhellung unserer Stelle ist es nämlich nöthig, noch
einige Worte über die pw^s? zu sagen, durch die Melanthios (V. 143)
in die Waffenkammer gelangt.

Ich habe pwYs? durch „Fensterluken" übersetzt und folge auch
hierin alten wie neuen Auslegungen.4) Dass ein Megaron etwas wie
Fenster gehabt haben werde, erscheint mir zum mindesten wahrschein-
lich. Waren dieselben etwa in Manneshöhe angebracht, so konnte
Melanthios leicht durch eines derselben aussteigen. Wo kam er da
hin? Darf uns der Elan von Tiiyns auch hiefür «massgebend sein,

3) Derlei Kedegebraüch fliesst instinetiv aus der regulären optischen Täuschung,,
wonach eine Fläche von dem Standpunkte des Betrachters aus sich zu erheben
scheint, demgemäss jede anfängliche Kunst — auch die mykenische — Dinge, die
auf einer Ebene hintereinander stehen sollen, übereinander zeichnet. Aus Homer ist
mir allerdings kein Beleg weiter bekannt, dass avaßatvw von einer Bewegung auf
festem Boden in obigem Sinne verwendet werde, wohl aber finden sich solche
Wendungen für die Bewegung auf dem Meere, wo dies Phaenomen ja viel auf-
fallender, obwohl im Princip natürlich dasselbe ist. Schon Eustathius hat avaßaiveiv
an Stellen wie A 312 so verstanden, „ex portu solvere, tamquam seil, supra terram
stet aqua et ita eonscendatur in navigando" (Stephanus s. v.). Bei ävaTtXew ist diese
Bedeutung zweifellos.

b Für erstere s. den oben (S. 9 2) citierteri Aufsatz von H. Schenkt S. 71, 7-").
Von neueren Interpreten sind insbesondere Gerlach im Philol. XXX (1871) S. 510
und Döderlein hom. Gl. § 1054 für obige Auffassung eingetreten. Ebenso bekennt
sich Hentze (Ameis-Hentze, Anhang zur Odyssee 1SS0) zu ihr. Über Dörpfelds ab-
weichende Ansicht s. folgende Anmerkung.
 
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