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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Reichel, Wolfgang: Die Orsothyre im homerischen Megaron
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0017
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so giengen die Fenster in den hinteren Corridor, der um das
Megaron der Männer und das der Frauen herlief und wie der
andere Corridor hei der Pforte X mündete.5) Sofort erwächst die
Fraise: Warum unternimmt dann Melanthios nicht von hier aus
den Gang- um Hilfe, der durch die opaoftopY] unthunlich war? Der
Dichter lässt ihn daran gar nicht denken, demnach wird es nicht
möglich gewesen sein. Vielleicht wich die Anlage des Palastes von
Ithaka in diesem Detail von Tiryns ab — aber auch wenn sie identisch
war, lässt sich das Schweigen immerhin erklären. Dicht an dem Knie,
womit der hintere Corridor hei X ausläuft, ist eine Schwelle für eine
Thüre. Wie die Pforte X ein Ausgang war, war sie natürlich auch ein
Eingang, u. zw. bot sie, an den Rückseiten der Megara vorbei, einen
ganz uneontrolierbaren Zugang zu den nördlichen 8-aXafiot, die wir als
Schatz-, Waffen- und Schlafkammern bezeichnen dürfen. Dieser Gang
wird also durch eine starke Bohlenthüre versperrt gewesen sein, die
man ohne Schlüssel nicht öffnen konnte. Ebenso war das Megaron der
Frauen mit seinen Ein- und Ausgängen abgeschlossen, denn so hatte
es Odysseus der Eurykleia bereits tp 285—239 (vgl. •/ 399 i befehlen
lassen. Demnach konnte Melanthios thatsächlich nirgend hin als in die
■9-äXaixot, um die Waffen zu holen. Diese wird er dann durch die Fenster
hereingereicht oder geworfen haben, denn dass er selbst wieder in den
Saal stiege, wird nicht erwähnt. Charakteristisch ist aber, dass Odysseus
einen Augenblick glaubt, eine der Mägde habe den Freiern die Waffen
verschafft (/ 151. 152); das zeigt aufs neue, wie ähnlich die Anlage
des hinteren Corridors der Odysseusburg der von Tiryns gewesen
sein muss.

Zum Schlüsse bleibt noch die zweite Erwähnung der orjaoxbjoy,
•/ 333 kurz zu erörtern. Hier ist der ganze Zusammenhang, in dem sie
steht, von Bedeutung.

Nachdem zwischen den Freiern innen im Saale und ihren Feinden
aussen mehremale Lanzenwürfe gewechselt waren, sind letztere, durch

5) Dürpfelds Meinung kann ich mich liier nicht anschliessen. Er sagt Tiryns-
S. 247: „Fenster in unserm Sinne, d.h. Offnungen in dem untern Theile der Aussen-
wände kann das Megaron nicht gehabt haben, weil es rings von andern Räumen
umgeben war." Er nimmt nämlich in seiner Reconstruction Taf. III an, dass nicht
nur die paar Gemächer an der Westseite des Megaron, sondern auch die Corridore
um dasselbe gedeckt gewesen seien. Dann wären aber diese Verbindungsgänge total
hnster gewesen und auch die in sie mündend°n Gemächer hätte man nur mit Fackel-
licht beniitzen können, was anzunehmen durchaus unwahrscheinlich und vor allem
unnüthig ist.
 
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