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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Banko, Julius; Sticotti, Piero: Antikensammlung im erzbischöflichen Seminare zu Udine
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0073
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dieser Schäden verrath sich deutlich die grosse Anlage und Formen-
gebung eines Werkes der ersten Kaiserzeit.

Der Kopf blickt geradeaus und ist schwach nach links geneigt.
Nack Art eines Kranzes trägt er im Haar einen gleichmässig breiten,
dicken Streifen, der an vier Stellen (die eine über der Mitte der Stirne)
quadratische Verstärkungen hat, die jetzt zur Unfdrmlichkeit verscheuert
sind. Hinter diesem Streifen ist der Schädel ohne Andeutung-von Haar;
vor demselben fallen ringsum Lockenbiischel herab, jenseits der Ohren
tief bis auf den Hals, über die Stirne derart, dass von den Schläfen
aus hoch hinaufreichende freie Stellen bleiben. Die Stirne ist hoch,
sehr steil und gerunzelt, die zusammengezogenen Augenbrauen beschatten
düster blickende Augen. Die Lippen sind geschlossen, die Mundwinkel
mit einem gewissen Ausdruck von Herbheit eingezogen, die Backen
hager, am Untergesicht ein deutliches Doppelkinn. In der Vorderansicht
fällt die Stärke des Halses, im Profil das Vorladen des Obergesichtes auf.

Die Ähnlichkeit mit den erhaltenen Agrippaportraits ist unver-
kennbar. Die Haarbehandlung, insbesondere die charakteristische Ver-
theilung des Haares über Stirne und Schläfen stimmt mit dem Kopfe
im Louvre (Baumeister, a. a. 0. I, S. 27, Fig. 28 und Bernoulli a. a.
0. I, S. 256, Fig. 38), der Gesichtsausdruck steht dem Kopfe der
grossen Venetianer Statue (Bernoulli a. a. 0. I, Taf. XXI i am nächsten,
mit der ausser der Haarbehandlung auch eine etwas längere Form des
Gesichtes übereinkommt. Abweichend ist die Wendung des Kopfes,
auch fehlt jenen Typen die Krone; dagegen zeigt eine Münze des
Agrippa (Bernoulli a. a. 0. I, Münztaf. V 105, S. 255; Imhoof-Blumer
Portraitköpfe auf römischen Münzen Taf. I, 9) einen ähnlichen Aufsatz,
der durch Zinnen und Rostra als Mauer- und Schiffskrone zugleich be-
handelt ist. Nicht ganz ausgeschlossen erscheint, dass die erwähnten
quadratischen Verstärkungen des Kranzstreifens ursprünglich die Gestalt
von Mauerthürmen besassen.

IS. Büste des Caligula(?).

Weisser Marmor. Höhe 049, Breite des Kopfes 0'21, Gesichts-
länge 0-21. Inv. Nr. fehlt. Vgl. Fig. 8.

Abgesplittert ist der hintere Theil des Kopfes, in der Bruchfläche
der Best eines modernen Eisenhakens. Ergänzt wurden aus Marmor die
beiden Schultern und das Kinn, aus Gips der wieder verschwundene
untere Theil der Nase.

Der Kopf ist etwas erhoben und nach links gewendet. Das
relieflos anliegende Haar begrenzt die Stirne in kleinen, ungelockten

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