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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bauer, Adolf: Die Anfänge österreichischer Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0147
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Herkunft aus römischen Quellen feststellt. Er entstammt also griechischer
Geschichtsüberlieferung. Dies ist auch ganz begreiflich, denn der Sieg
der Römer über die illyrischen Seeräuber, der ihnen den Dank der
Hellenen durch die Zulassung zu den Isthmien und Eleusinien unmittel-
bar eintrug, war unzweifelhaft ein Ereignis, das die Aufmerksamkeit
der Griechen und ihrer Geschichtschreiber in hohem Masse auf sich
gezogen hatte. Ihre Bekanntschaft mit den Bedingungen des zwischen
Born und Teuta geschlossenen Friedens ist, wie uns überdies Polybios
II 12, 4 ausdrücklich berichtet, in letzter Linie geradezu durch amtliche
Mittheilungen des römischen Consuls an die Behörden des aitolischen
und achäischen Bundes vermittelt. Unser Gewährsmann fügt dieser
Bemerkung die weitere Mittheilung bei, dass bei diesem Anlass die
römischen Gesandten auch über die Ursachen des Krieges und über dessen
Verlauf Bericht erstattet hätten. Wir wissen ferner, dass kurz darauf
in derselben Sache weitere Gesandtschaften der Römer nach Korinth
und Athen giengen.

Für einen Theil des bei Polybios Erzählten steht also die Her-
kunft aus diesen römischen Berichterstattungen, und zwar durch die
Vermittelung des achäischen Bundesarchives, in letzter Linie unzweifel-
haft fest. Allein nicht der ganze Inhalt der Capitel 2—12 des zweiten
Buches stammt aus diesen römischen Berichten; wohl aber weisen alle
Anhaltspunkte auf den achäischen Bund und dessen Interessen.

So werden gleich zu Anfang in der Erzählung der Belagerung
von Medion in Akarnanien und in den daran geknüpften Betrachtungen
die Gegner der Achäer, die Aitoler, lächerlich gemacht.7) Medion, das
diese belagern, ist zur Zeit des jährlichen Wechsels der Strategen des
aitolischen Bundes seinem Falle nahe. Der bisher befehligende Stratege
will die nahe Aussicht auf Ruhm und Beute nicht fahren lassen und
im Amte bleiben. Ihm widersetzen sich diejenigen, die nun zu Ämtern
und Würden zu kommen hoffen. Da fasst der Bund den Beschluss, dass
der bisherige Stratege und sein Nachfolger sich in die Beute theilen
und dass ihrer beider Namen auf den Weihegeschenken verzeichnet
werden sollen. In der Nacht vor der Neuwahl und dem Amtswechsel
landen 5000 Illyrier, die Agron geschickt hatte, entsetzen die belagerte
Stadt und besiegen die Aitoler. Die wider Erwarten befreiten Bewohner
von Medion beschliessen nun ihrerseits, auf den Waffen, die sie als

7) Mit derselben Absicht hat Polybios in der Erzählung des ersten makedonischen
Krieges (XVIII 2 ff.) den Stratepen und einen zweiten Eedner der Aitoler auftreten
lassen. Die Rede des letzteren, eines ävrjp oov.iLv Tioo:;\s.ax<.y.hc, elvai xal Xsyeiv £r.avd;
insbesonders soll deutlich die Unfähigkeit der Aitoler als Diplomaten und Redner vor
Augen stellen.

Archäologisch epigraphische Mittheilimgen XVIII, 2. 10
 
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