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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Szántó, Emil: Zur Politik und Politie des Aristoteles
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0168
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158

Auch in einer anderen Sache scheint dem Aristoteles ein Beispiel
aus der athenischen Verfassung- vorgesehwebt zu haben. Er beklagt
es nämlich im 5. Buche der Politik, dass in den extremen Demokratien
es die Demagogen leicht dahin bringen, dass sich das Volk auch über
die Gesetze erhebe, und bezeichnet es als ein Mittel dagegen, wenn die
Verfassung so geordnet ist, dass die Wahl der Behörden aus den
Phylen und nicht aus dem gesammten Volke hervorgehe.14) Der Grund
liegt offenbar darin, dass die Demagogen in der Volksversammlung*
auftreten und dort leicht das ganze Volk für sich gewinnen können,
während ihr Einfluss in den local oder gentilicisch abgegrenzten Unter-
abteilungen geringer ist. Offenbar hat ihm dabei die solonische Form
der Archontenbestellung vorgeschwebt, bei Avelcher die Candidaten, aus
denen die Archonten endgiltig erlost werden, von den Phylen gewählt
wurden.16)

Bei Besprechung der ausgearteten Demokratie nach dem Tode
des Perikles erwähnt Aristoteles in der Politie, dass von Kleitophon
an die eigentlichen Demagogen beginnen, Avelche der Masse schmeichelten,
indem sie bloss die augenblicklichen Vortheile im Auge hatten.^6) Was
ist mit ia 7capaoTt%<x gemeint? Offenbar der scheinbare, weil bloss augen-
blickliche Vortheil des Staates, nicht etwa der der Demagogen. Es
soll der Gedanke ausgedrückt werden, dass durch die Liebedienerei
der Demagogen nichts Dauerndes und nichts dauernd Nützliches ge-
schaffen, sondern bloss den momentanen Gelüsten des Demos gefröhnt
werde, aber da in den Worten auch ein Vorwurf für die Demagogen
selbst aus dem Gesichtspunkte ihrer eigenen politischen Meinung liegen
muss, so ist offenbar auch gemeint, dass sie ihrer eigenen Sache einen
schlechten, weil bloss ephemeren Dienst leisten. Diese Bemerkung wird
erst verständlich aus der Ausführung im 6. Buche der Politik, dass es
Aufgabe der Politiker sei, nicht bloss eine Verfassung einzurichten,
sondern auch für ihre Dauer Sorge zu tragen. Denn einen, zwei oder
drei Tage könnte sich jede Verfassung halten. Man müsse darauf
achten, welche Mittel zur Erhaltung von Verfassungen angewendet
werden können, und welche Ursachen Verfassungen stürzen, um das
Eine anzuwenden, das Andere zu vermeiden. Das Mittel, das Aristoteles
empfiehlt, ist ein einfaches: in der Demokratie muss oligarchisch, in
der Oligarchie demokratisch regiert werden, oder weniger paradox aus-

14) Pol. V p. 1305 a 33.

15) noX. Aih VIII 1.

1c) ttoX. Ad-, XXVIII 4, a.Ku 31 KXs'.TOJptüvTC/c; yjSy] 2ieoe-/ovto aiyyv/wq tyjv o^aa-
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