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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [1]: das dritte Mithraeum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0190
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Dicht unter seinem Ohransatze zieht sicli die geradlinige Endigung der
Matte, die daneben den Cautes durchschneidet, weiter. Auch dieser
Kopf ist gleich dem des Mithras in hohem Relief herausgehoben und
tief unterarbeitet. Er ist (mit dem Reliefgrunde) 0'45 m dick, 0*44 m lang
und 0-50 m breit. Zerstört sind Horn und Ohr. Soweit man nach dem
Erhaltenen urtheilen darf, ist dieser Thierkopf dem Künstler minder
gelungen als die menschlichen Figuren. Ohr und Horn sitzen an falscher
Stelle, und der Kopf ist zu schmal im Verhältnis zur Schnauze. Doch
lässt sich auch hier ein freierer künstlerischer Zug nicht verkennen. Das
im Stöhnen geöffnete Maul, dessen Zähne unter der vorquellenden
Zunge sichtbar werden, und das aufgerissene Auge unter dem buschigen
Stirnhaare sind gut charakterisiert. Erhalten ist mit dem Kopfe
die linke, in dessen Nüstern eingreifende Hand des Mithras sanimt
einem Stücke des fast senkrecht niedergehenden Unterarmes. Der zweite
und vierte Finger, zwischen denen der dritte ausgestreckt liegt, stecken
in den Nüstern des Stierkopfes und ziehen diesen so nach rückwärts,
der Daumen, der frei an die Schnauze angelegt war, ist weggebrochen.

Die linke obere Platte ist von der Inschriftleiste nach abwärts
nur etwa zur Hälfte erhalten. Es ist auch möglich, ja nach den Maassen
wahrscheinlich, dass von der linken Ecke ein kurzes Stück (circa
0*30 m) fehlt. Hier bemerkt man auf der Randleiste selbst von links
herziehende Erhebungen in Form von Wolken oder stumpfen Strahlen.
Sie müssen von dem Haupte des Sol ausgegangen sein, den man, in
Responsion zur Lima, in der rechten Bildecke und als denjenigen, dem
Mithras Blick sich zuwendet (Westd. Z. XIII, 74), an dieser Stelle voraus-
setzen darf. Wie seine Erscheinung ausgestaltet war, dafür gibt es
keinen Anhalt. Möglicherweise fuhr der Gott wie auf dem (weit
besseren) Relief von Aquileja auf einem Wagen. Der übrige Theil der
Platte wird von der flatternden Chlamys des Mithras eingenommen.
Nur eine Einzelheit bleibt noch hervorzuheben. Dicht unter der zweiten
Einbuchtung des Chlamysrandes erblickt man einen ungefähr 0*20 m
langen sich keilartig nach rechts verdickenden Gegenstand. Er ist ohne
Zweifel zur Gestalt des Raben zu ergänzen, der auf Mithras zufliegt
als Bote des Sonnengottes (Westd. Z. XIII S. 74).

Unter den sonst erhaltenen Fragmenten ist das wichtigste ein
grösseres Stück, auf dem eines der Stierbeine erscheint. Es ist 0*80 m
hoch, 0-38 m breit und 0*36 m dick (sammt Reliefgrund). Es zeigt das
linke, also jenseitige, krampfhaft erhobene Vorderbein mit dem Hals-
ansatze des Stieres in vergleichsweise ziemlich roher Ausführung. Die
Gewissheit, dass wir nicht etwa das rechte, auf den Boden gestützte
Bein des Stiers vor uns haben, ergibt sich aus zwei Umständen. Zunächst
 
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