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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [1]: das dritte Mithraeum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0203
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193

Gegenüber dem Löwen, links vom Mittelgange, lag' eine grosse, Muschel,
aus Kroisbacher (?) Sandstein gearbeitete Muschel (vergl. Tafel A 2).
Sie hat eine Höhe von 0*28 m und einen Durchmesser von 0*46 : 0*49 m.
Wahrscheinlich diente sie als Weihwassergefäss (vgl. Krause „Eeal-
encyklopädie der christl. Alterth. s. v.; Cumont 1. c. S. 1, Nr. 248 h,
97 S. 256; Westd. Z. XIII, S. 60) und stand auf einem säulenartigen
Fusse, auf den eine kleine kreisrunde Anarbeitung an der Unterseite
von 0"23m Durchmesser schliessen lässt.

Schliesslich sei noch ein grosser Sandsteinblock erwähnt, O50 m ,

Meduse.

hoch, 0*60 m breit, 0*48 m tief, stark bestossen, der an der Vorderseite
eine gorgoartige Maske inmitten von Blattranken aufweist. Er lag
angeblich im Hintergrunde der Cella. Demgemäss bat Tragau in seiner
Iveconstruction (A 2) den Stein über dem Cultbild angebracht.

C. Kleinfunde.

a) Gefässe und Lampen.

Unter der westlichen Mauer des ersten Pronaosraumes, nahe der
südlichen Langmauer (sieh s auf Fig. A 1, S. 171) fand man einige
Gefässe und Lampen, theils ganz, theils zerbrochen.

Auf Tafel C geben Fig. 1—4 vier der besterhaltenen Gefässe wieder.
Sie sind stark ausgebaucht, der Hals ist kurz und enge, die Mündung
klein und rund. Der Henkel setzt direct am Mündungsrandc oder dicht
unter ihm an. Scherben gleichartiger Gefässe wurden heuer im Pronaos
des IL Mithraeums gefunden; sie scheinen zum herkömmlichen Tempel-
geräth gehört zu haben. Diese Kannen, wie die unter Fig. 5 und 6
abgebildeten, sind ihrer Form nach Prochoen; vermuthlich dienten sie
in den Mithraeen als Olkannen für die Lampen. Das Bruchstück
Fig. 7 wird von einem grösseren ähnlichen Typus stammen. Der
Henkel schwingt sich an ihm von der Mündung nach aufwärts. Die
Gefässe sind aus gut geschlemmtem Thone, also leicht, aber roh
gebrannt und schmucklos.

Wie Cumont gezeigt hat (Revue archeol. 1892, S. 190, vgl.
Westd. Z. XIII S. 80), wurde in den Mitlirasgrotten, die keine natür-
liche Quelle besassen, Wasser zu den rituellen Ceremonien in Krateren
gefüllt. Fragmente eines über 0"50 m hohen Kraters wurden im
Vorraum der Cella gefunden. Er scheint eine weite Mündung gehabt
zu haben und war mit zwei Schlangen verziert, die sich vom Bauche
über die Henkel zum Bande emporwanden. Fig. 8 a, c, d zeigen Theile
der Schlangenkörper in ihrer Verbindung mit Henkel und Mündung.
 
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