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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [1]: das dritte Mithraeum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0208
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mit dem von den vier Kaisern hergestellten identisch sei, aber hinzugefügt,
diese Vermuthung lasse sich nicht zu grösserer Wahrscheinlichkeit
bringen, so lange die Fundstelle der im Hofmuseum befindlichen Basis
nicht genauer bekannt sei. Hierüber habe ich bisher nichts weiteres
erkundet, und Sicherheit liegt daher nicht vor. Indes haben mir weitere
bekannt gewordene Thatsachen und Erwägungen die Vermuthung immer
glaublicher erscheinen lassen.

Zunächst ist erst allmählich uns deutlich geworden, dass unser
Mithraeum an Stattlichkeit einzig dasteht. Die Dimensionen des Cult-
bildes werden in keinem andern Mithraeum auch nur annähernd er-
reicht, und der Opferaltar ist mit seinem Schmuck gleichfalls ein
Unicum. Es ist begreiflich, dass dem in der Hauptstadt der Provinz
und an der Stätte des Congresses gelegenen hervorragenden Heiligthum
des Sonnengottes die Ehre der Wiederherstellung durch die Kaiser
zutheil ward.

Zweitens erklärt sich so auf einfache Weise die Eigentümlichkeit
der Anlage unseres Mithraeums. In allen übrigen künstlichen Mithraeen
schliesst sich an die Treppe, die vom Pronaos herabführt, die von den
Podien begrenzte Cella unmittelbar an, oder es ist ein schmaler Gang
vorgelegt1). Hier allein finden wir einen grossen Vorraum, der fast die
Dimensionen des Pronaos hat. Bei der sonst so strengen Übereinstimmung
aller Mithraeen ist diese Abweichung äusserst auffallend. Tragau hat i S. 172)
mit Verwertung des Umstandes, dass in dem Mithraeum von Spoleto die
Podien später verlängert scheinen, zu der Verlegenheitsauskunft gegriffen,

band p. 1771 unter n. 11088 gegebenen Abschriften ist die von Hirschfeld noch sehr
unvollständig, die anderen wesentlich unrichtig; ich lese:

/ 1 i
C ATI V S • S E
CVNDVS'V
PTEMPLVM
5 V E T V S T A T K
CONLABSVM
R ESTITVIT

also \S{oli)\ Kvvicto) \M{ithrcte)] Catius Secundus v(ir) jiiet'fectissinuis) templum
vetustate coiüubsum restituit.

l) In dem Hithraeum von Aquincum, publicieit von V. Kuzsinszky, die
Ausgrabungen zu Aquincum 1892 S. 8 ff mit einem Plan auf S. 13 (wiederholt bei
Cumont textes et monuments S. 321 n. 213), sind vor der Cella zwei Bäume. Aber
von diesen scheint der mittlere die Stelle des Pronaos zu vertreten, aus dem man
auf der einen Seite in das eigentliche Mithraeum hinabstieg, auf der anderen Seite
in ein anderes Heiligthum, das nach der darin gefundenen Statue dem .Alercur
geweiht war.
 
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