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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [1]: das dritte Mithraeum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0209
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199

dass man liier vielleicht eine derartige zukünftige Verlängerung von
vorne herein im Auge gehabt habe. Ist aber unser Mithraeum hergestellt
worden, so ist die Annahme fast unausweichlich, dass man den überirdischen
Pronaos und dessen Verbindung mit der Cella neu zu bauen hatte, die ja
der Zerstörung zunächst ausgesetzt gewesen waren. Dass in diesem
Falle ein grosser Vorraum vor dem eigentlichen Heiligthum, der Cella,
angelegt wurde, ist begreiflieh: das musste schon erforderlich erscheinen,
um den Kaisern die Theilnahme an der Einweihungsfeierlichkeit auf
bequeme Art zu ermöglichen, etwa auch um ein Denkmal der Erneuerung,
wie die besprochene Basis, aufzustellen.

Es wird aber auch drittens durch die von Dell constatierten
Fundumstände mit Sicherheit bewiesen, dass wenigstens ein Theil des
Pronaos neugebaut war. Die oben S. 193 beschriebenen Thongefässe
haben sich unter dessen Westmauer, nahe dem Anschluss an die Süd-
mauer, und zwar in einer solchen Stellung gefunden, wie sie der
Zugehörigkeit zu einem Heiligthum der gewöhnlichen Form mit der auf-
gedeckten Cella entspricht. Man hat also die Gefässe nicht beachtet,
etwa weil sie bei der Zerstörung des ursprünglichen Pronaos mit Schutt
bedeckt waren, und die neue Mauer über sie hinweggeführt. Wie ich
nachträglich von Dell erfahre, hat er an dieser Stelle das Ende der
alten Südmauer des Pronaos constatiert, deren Richtung von der spä-
teren Mauer etwas abweicht. Danach befanden sich diese Gefässe im
alten Pronaos an der Südostecke, vgl. den Situationsplan oben S. 171 s. it.-

Vielleicht wird auch bei der Annahme einer Herstellung mehreres
Auffallende am Cultbild weniger befremdlich. Von der auf der Leiste
stehenden Inschrift sind Anfang und Schluss T. Fl(avius) Viator xm6.fec(it)
klar, aber die dazwischen stehenden oben beschädigten Puchstaben
15~$&T sind zunächst unverständlich.1) Auch weichen sie merklich
von der übrigen Inschrift ab; sie sind weniger tief eingegraben und
schmäler ( das O ist hier 0.075 m breit, das vorstehende 0.0951 und
während die Schrift sonst weit auseinander steht, sind sie gedrängt und
zum Theil ligiert. Ich zweifle nicht, dass die Inschrift anfangs nur
T. Fl. Viator fec. war, deren beide Theile auf dem zu beiden Seiten
des Mithraskopfes verfügbaren Raum symmetrisch vertheilt waren, das
T. Fl. Viator so, dass der Zwischenraum zwischen dem Anfang und
dem die Wolken bezeichnenden Relief etwa ebenso gross ist, 0.31 m,

*) Im Supplementband des Corpus, der noch nicht ausgegeben ist, ist die Er-
gänzung \c\ondit(orium) vorgeschlagen, aber eine wiederholte Betrachtung hat ge.e.ut,
dass vor dem O kein Buchstabe verloren ist und dass nachher >vD I stand, nicht >b Tm
Zudem ist unbelegt und wenig glaublich, dass ein Heiligthum des Sonnengottes con-
ditorium heissen konnte.
 
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