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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [1]: das dritte Mithraeum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0210
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wie zwischen dem Ende und der Mulde. In letzterem Raum ist also
später O LD I eingegraben. Vermuthlicli sollte dies den vermissten
Namen des Gottes bezeichnen, dem das Cultbild galt, etwa o(mnipotenti)
n(umini) dieo) l(nvicto)1).

Wie aber das ONDI allem Anschein nach eine spätere Zuthat ist,
so sind vielleicht auch mit dieser gleichzeitige Zuthaten die beiden
Besonderheiten des an dieser Stelle befindlichen Mithraskopfes, die bisher
an keinem Cultbild beobachtet sind, das durch die Stifte angedeutete
velum und die durch die Löcher geforderte Strahlenkrone. Eine der-
artige würde aber anscheinend für die Herstellung des Jahres 307 gut
passen. Einige Münzen des Galerius Maximianus, der bei der Veran-
staltung des Congresses und also auch wohl bei der Herstellung des
Heiligthums die Führung hatte, zeigen auf der Rückseite die Legende
SOLI IN VI CTO und dabei den Gott mit der Strahlenkrone fCohcn-
Feuardent 8 p. 122 n. 198 ff.2).

Hiernach kann wohl die Vermuthung, dass unser Mithraeum im
J. 307 wiederhergestellt sei, als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden.
In welche Zeit die ursprüngliche Anlage zu setzen ist, lässt sich aus
den Inschriften nicht genauer bestimmen. In der Inschrift des Cultbildes
wurde, wie wir meinen, die Stellung des T. Flavius Viator nicht ange-
geben ; die Namensform beweist nur, was auch sonst nicht zweifelhaft
wäre, dass wir nicht über die Zeit der flavischen Dynastie zurück-
gehen dürfen.

Ebenfalls nennt der Erbauer des partes (sieh S. 174 f.) C. Julius
Propinquus, wie er nach der uns geläufigen Schreibung heissen würde*),
seine Stellung nicht, und sein Xame deutet nur die Zeit nach Caesar
oder Augustus oder Caligula an.

J) Omnipotens heisst unser Gott auf dein Neapolitaner Eelief CIL X 1479 mit
Omnipotenti deo Mithrae Appius Claudius Tarronius Dexter v. c. dicat und ist wohl
das O in seinem Namen noch öfters aufzulösen, so in der dakischen Inschrift CIL
III S 7779, deren erste Zeile DI VOM eher mit Studniczka (diese Zeitschrift Till
S. 49 n. 9) d'eo) inv{icto) o(rnnipotenti) M(ithrae) zu lesen ist als o(ptimo) m(aximo).
Die Vorausstellung von numini aber ist nicht ungewöhnlich; so werden allgemein in der
Inschrift von Sentinum CIL X[ 5736 die dem Wort Mithrae vorangehenden SigUn
N • s-S-I gelesen n(umini) s(ancto) S(oli) I(nvicto).

2) Dass auf diesen Münzen Galerius noch als Caesar erscheint, nicht als
Augustus, verschlägt wenig.

3) Bei den Bümern war das Zusammentreffen von Consonant und Vocal n an-
stössig, und häufig ist in einem solchen Falle entweder die ältere Form der Endung
mit o (os oder om) statt u genommen worden, oder die beiden Laute sind zu einem
u verschmolzen. Merkwürdig ist, dass hier beide Weisen bei derselben Persönlichkeit
und anscheinend völlig gleichzeitig angewendet sind.
 
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