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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Nowalski de Lilia, J. L. S.: Funde von Carnuntum, [4]: ein römischer Sarkophag bei Carnuntum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0235
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IV. Ein römischer Sarkophag bei Carnuntum.

Im Sommer laufenden Jahres wurde auf dem Grundstücke des
Herrn Anton Grüll, im Westen von Deutsch-Altenburg;, südlich vom
Amphitheater, ein römischer Sarkophag- entdeckt, der seines Inhaltes
wegen eine nähere Besprechung' an dieser Stelle verdienen dürfte.

Der Sarkophag" (vergl. Fig. a) in Form einer einfachen Stein-
kiste mit übergreifendem flachen Deckel, ziemlich roh aus dem im
Wiener Becken und Umgebung brechenden sarmatisehen Kalksandstein
hergestellt, ist in west-östlicher Richtung orientiert. Er hat eine Länge
von 2*43 m, eine Breite von 1*15 m (oben) bis 1*18 m (unten) und eine
Höhe von 0'77 m ohne Deckel. Die Wände sind ca. 016 m stark, die
innere Tiefe beträgt 0-45—O50 m. An der östlichen Wand zeigt der
Kasten eine Art Verzierung in gegenständiger Strichelung.

Nach Abhub des Deckels zeigte sich, dass der Kasten einen zweiten
Sarg aus Nadelholz (und zwar, wie Herr Hofrath Wiesner zu bestimmen
die Güte hatte, von Weissföhre pinus sylvestris) umschloss, der jedoch
ganz vermorscht und nur in wenigen Stücken erhalten war. Dieser Sarg
barg eine weibliche Leiche, die ebenfalls fast völlig in Verwesung ver-
gangen war. Es fanden sich nur einige Knochen, die nach gütiger
Angabe des Herrn Hofrath Toldt, dem sie zur Prüfung vorlagen, von
einem sechzehn- bis achtzehnjährigen Mädchen herrührten, und zwei
ziemlich starke, ca. Ol5 m lange, röthlichbraune geflochtene Zöpfe.

Von der Bekleidung der Leiche waren nur Reste der Beschuhung
übrig, nämlich die Sohlen lederner Sandalen, denen Absätze mittelst
eiserner Stifte angesetzt sind, und zwei 0*22 m lange, 0*01 m dicke
wohlerhaltene Korksohlen von nach vorne zugespitzter Form.

Ganz erhalten war hingegen der ziemlich reichliche Goldschmuck;
dessen wesentliche Stücke Fig. b—h in natürlicher Grösse abge-
bildet sind. Wie Herr Dr. Pomeranz feststellte, ist das Gold rein bis
auf einen geringen Zusatz von Silber.

b b zeigt die Seiten- und Vorderansicht eines Paares Ohrringe, in
Form bestielter halbkugeliger Näpfchen, die mit kleinen Goldperlen
 
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