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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Gurlitt, Wilhelm: Pettauer Antiken
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0027
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17

kreis von Eleusis,17) von L. Stephani,18) von E. Eoulez,19) zuletzt von
A. Furtwängler,20) der eine reizende Statuettenvase ans Korinth ver-
öffentlicht („aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts0): eine sitzende
Frau, mit einem Mantel bekleidet, der nur ihren Unterkörper verhüllt
und am Kücken über den Kopf emporgezogen ist, einen Epheukranz
im Haare, reicht einem nackten Knaben, der aufrecht auf ihrem Schoosse
sitzt, die linke Brust, also sehr ähnlich unserer Nummer 31. Furt-
wängler hat die griechischen von den italischen Werken streng ge-
schieden und wieder auf die eigenartige Scheu griechischer Kunst hinge-
wiesen, den Act des Säugens darzustellen. Meist halten die Mutter-
Gottheiten, die sitzend oder stehend gebildet sind, das Kind auf dem
Schooss oder im Arme; manchmal sitzt es auf der linken Schulter.
Namentlich die Tcrracotten Sieiiiens bieten zahlreiche Belege für das
Gesagte'-1) und ich weise besonders auf sie hin, weil ausser der weit-
verbreiteten Verehrung der Demeter der Colt von ausdrücklich ftscti
[i-c/.zk^: genannten Göttinnen für die Insel bezeugt ist.22) Nach manchen
Schwankungen ist man jetzt darin einig, diese Werke, soweit sie dem
Cultus und dem Schmucke der Gräber dienten, als Darstellungen der
Koopotpötpos zu erklären, anderer Gottheiten nur insoferne, als ihnen
dieser im griechischen Cultus stets eine besondere göttliche Persönlich-
keit bezeichnende Göttername als Beiname gegeben wurde, also besonders
der Ge, der Demeter, der Nymphen u. s. w.23)

Weniger spröde verhält sich die italische Kunst zur Darstellung
der göttlichen Mutter, die dem Kinde die Brust reicht. Ein literarisches
Zeugnis belehrt uns über die hieher gehörige Gestalt der Fortuna

n) Gesammelte akad. Abhandlungen II S. 21 ff. Taf. 36, 1. 49, 2—5 und
S. 314 ff. Taf. 80, 1. 2.

1S) Compte rendu de la comm. arch. 1864 S. 183 ff. Taf. VI 1.
19j Ann. 1865 S. 72 ff. Taf. E.

2U) Sammlung Sabouroff Text zu Taf. 71. Vgl. noch die altböotischen Terra-
cotten Arch. Anz. 1895 S. 127 und Catalogue des bronzes antiques de la bibliotheque
nationale Paris 1895 n. 56. 57. 146.

21) Sitzend mit Kind auf Schooss, Kekule Terracotten von Sicilien Fig. 2 c S. 8.
Fig. 38. 39 S. 19, stehend mit Kind Fig. 52 S. 23, stehend mit Kind auf der linken
Schulter Fig. 51 S. 23. — Ähnliche Figiirchen aus Paestum: Gerhard Ant. Denkni.
Taf. 96, 8. Furtwängler a. a. 0. Ante. 12.

22, Diodor IV 79. 80. Plut. Marc. 20, vgl. CIG III n. 5570 b. 5748 f. IV
n. 8530 d = IGS n. 2407, 7 a. b. c.

23) Über die Kodootooio? hat zuerst O. Jahn Ber. der sächs. Ges. d. W. 1851
S. 129 ff. gehandelt. Vgl. jetzt die schöne abschliessende Behandlung dieser Göttin
von H. Usener Götternamen, Bonn 1896 S. 124—128, wo die häufige Erwähnung
der Koupotpöipos in einer inschriftlichen Aufzählung von Götterdiensten der attischen
Tetrapolis, American journ. of arch. 1895 S. 209 ff. nachzutragen ist.

Arclniologiscli-epigraiihiscUe Mittheilungen XIX, 1. 2
 
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