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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Gurlitt, Wilhelm: Pettauer Antiken
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0033
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römischen Ursprungs fassen liisst und dass sich, wie wir gleich sehen
Werden, die Darstellung der Gottheiten in Tracht und Auffassung viel
enger an die Werke classischer Knnstübung ansehliesst, als etwa
die der Matres-Steine. Aber andererseits kommen auch Matres mit dem
Beinamen Augustae statt der sonst gewöhnlichen Loealbezeiehnungen
vor43) und die bona dea Nutrix weist auf Africa, wo ihr Dienst wieder-
holt bezeugt und zweifellos alt-einheimisch ist*4) Auch ist es auffallend,
dass wir in den Haidiner Weihungen keine Erwähnung des numen
Augusti oder der domus divina finden. Der wichtigste Unterscliied aber
ist, dass hier stets eine Mehrheit von Xutrices, nie eine dea Nutrix er-
scheint: Nutricibus steht voll ausgesehrieben auf dem Altar (n. 14051),
den wir wohl als die erste Weihung an dieser Stätte betrachten dürfen.
In dieser Erscheinung glaube ich eine Einwirkung der religiösen An-
schauungen der Provincialen erkennen zu müssen, so dass sicli auch
liier ein Einfluss des einheimischen Götterglaubens zeigt, wie ihn
A. v. Domaszewski in seiner Darstellung der römischen „Heeresreligion"
wiederholt erwiesen hat.45)

So kunstlos die Haidiner Keliefs sind, so zeigen sie doch im Gegen-
satz zu den im Inhalte verwandten provincialen Darstellungen, nament-
lich zu den Müttersteinen, auf denen die drei Gestalten stets handlungs-
los neben einander angeordnet sind, das Bestreben, die Figuren durch
Handlung mit einander zu verbinden. Dies tritt deutlich hervor bei
Typus I (besonders 3, 6, 7): C reicht B den Knaben hin, der nach ihr
verlangt und den sie zu nehmen bereit ist, A kommt mit Fruchtkorb
Und Opfergeräth hinzu. Diese Anordnung ist gewiss die älteste und
ursprüngliche, weil sie die griechischer Kunst bei der Darstellung von
Göttervereinen allein gemüsse ist. Typus II (31). obgleich von besserer
Arbeit, nähert sich schon in der Anordnung der provincialen Übung,
dieselbe Beobachtung hat B. v. Schneider40) an den in Dalmatien
gefundenen Nymphendarstellungen gemacht. Der reizende Beigentanz
griechischer Nvniphenreliefs, den Hermes anführt und Bau auf der
'i*inx begleitet, löst sich auf und es bleiben nur beziehungslos neben-
einander stehende Figuren übrig. Das Vorbild oder die Vorbilder, auf
die unsere Beliefs zurückgehen, sind im Kreise der Bildwerke zu suchen,
die die Kindheitsptiege des Dionysos in Kysa darstellen.47) Darauf deutet

43) Ihm S. 35: sechzelmmal im südlichen Frankreich.

J4j L. Preller Eöm. Mytliol. 2 S. 402 und Usener Gütternamen S. 128. 129.

4i) Das Argument verliert nicht an .Stärke, wenn wir auch annehmen, dass
auf einigen Reliefs nur 2 Kutrices dargestellt waren. Die Zweizahl kommt, wenn
auch sehr selten, auch sonst vor, vgl. Ihm n. 443.

4äj In diesen Mitth. IX (1385) S. 35 f.

il) H. Hevdemann 10. Hallisches Winckelmannprogramm 1885 S. 40 ff.
 
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