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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Sarre, Friedrich: Reise in Phrygien, Lykaonien und Pisidien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0044
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34

Auch bei dem anderthalb Standen nördlich von Eski-Il gelegenen
Dorf Tuzun, wo Ainsworth Ruinen fand und das alte Congustos4) ver-
muthet, haben wir keine antiken Reste gesehen.

Nachdem wir bei Tossun den Grossen Salzsee ungefähr an der
Mitte seines westlichen Ufers erreicht hatten, schlugen wir den in süd-
westlicher Richtung mitten durch die Salzsteppe führenden Rückweg
nach Konia ein und stiessen nach einem Marsch von circa drei Weg-
stunden auf mehrere isolierte Felskegel, welche, jcdesfalls vulkanischen
Ursprungs, unvermittelt aus der Ebene hervorragen. Ainsworth (a. a. 0.
pag. 190) hat diese Felsen nicht besucht, sie aber gesehen — er nennt
sie Boz Dagh und Kara Tepe — und von Einwohnern gehört, dass
liier Ruinen vorhanden wären. Wir bestiegen eine dieser Felskuppen,
den Tuzuk-Dagh (circa 45 m über der Ebene), und fanden auf der
Spitze einen künstlich in den Fels gearbeiteten Sitz oder Thron, sowie
weiter unten Spuren von dorthinaufffihrenden Treppenstufen. Dieser
Sitz erinnerte uns an die Tantalis, den sogen. Thron des Pclops bei
Magnesia am Sipylos,5) den wir zwei Monate früher erstiegen hatten,
und an die Abbildungen von anderen derartigen in Form von Thron-
sesseln in den Fels gearbeiteten Kultstätten oder Altären.6)

Auch hier fand sich, soweit es die starke Verwitterung des Steines
erkennen Hess, eine dem sogen. Thron des Pelops ganz ähnliche, nur
bedeutend kleinere sesselartige Aushöhlung des Felsens. Von jeher hat
man die Götter auf Bergen und Anhöhen, wo man ihnen näher zu sein
glaubte, angebetet ;7) besonders in den Tagen einer sich noch in der
Entwicklung befindenden Religion, in vorgeschichtlicher Zeit; denn
„erst in geschichtlicher Zeit konnte die Ausgestaltung persönlicher
Götter zu der starken Verleugnung der alten Grundvorstellung führen,
dass man den Göttern Häuser baute wie Menschen und die Unendlich-
keit des göttlichen Wesens mit Mauern und Dach umfieng."8). Kein
Platz konnte als Stätte der Anbetung geeigneter erscheinen, wie dieser
Felskegel, der aus der unendlichen Fläche und Einöde der lykaonischen
Ebene einsam hervorragt und ihren Bewohnern weithin sichtbar ist.

4) Ramsay, a. a. 0. pag. 361, ist der Ansicht, dass Congustos nicht an der
Strasse Archelais-Ankyra, sondern auf einer mehr westlichen Route gelegen habe.
'■>) Carl Htunann, Athen. Mitth. XIII 1888 S. 22 ff.

c) Vgl. die Felsaltiire der Kybele in den Ruinen von Doghanlu in Phrygien,
der sogenannten Stadt des Midas (Perrot, Histoire de l'art V Fig. 102—104); den
Doppelthron des Zeus und der Hekate auf der Burghöhe von Chalke (F. Hiller v.
Gärtringen in vorlieg. Zeitschr. XVIII 1); den Siehensesselplatz am Musaion in Athen
(Curtius und Kaupert: Atlas von Athen. Bl. 6 Xo. 4.).

7) Heilige Hohen der altei Griechen und Kömer. Ergänzung zu Frh. v. Amilians
Schrift „Hühencultus" von Rudolf Beer. Wien 1891.

8) H. Usener, Gütternamen, Bonn 1896 S. 181.
 
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