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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Sarre, Friedrich: Reise in Phrygien, Lykaonien und Pisidien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0053
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finden wir unter Baldachinen, die dann, wie an den Königsgräbern von
Bersepolis und auch bei unserem Eflatun-Bnnar, von Figuren mit hoch-
erhobenen Armen getragen werden, In Bersepolis (Perrot V. Abb.
470) wird die Fussplatte des Thrones, über dem sieh der Baldachin
mit geflügelten Sonnenscheiben wölbt, von drei Reihen übereinander
stehender Figuren getragen, den Repräsentanten der beherrschten Völker.

Der in der assyrischen Kunst vorkommende Atlas, der Himmels-
fräger, wird theils stierfüssig, theils ganz menschlich gebildet; und
Buchstein (Zeitschrift für Assyriologie a. a. 0.) hat in den tra-
genden Figuren vom Eflatun-Bunar „der mesopotamisehen oder syri-
schen Kunst entlehnte Atlanten gesehen, deren mythologische Be-
deutung ganz vor der tektonischen und decorativen in den Hintergrund
tritt." In dem stark verwitterten Belief in der Mitte unten vermuthet
Bamsay einen Altar. Es ist das einzige, welches nicht mit Bestimmtheit
als tragende Figur gedeutet werden kann. AVenn auch die Form eines
Altars nicht sicher zu erkennen ist, so ist doch die Yermuthung eines
zwischen den Gottheiten stehenden Altars an und für sich eine sehr an-
sprechende. Uns schien jedoch dieser besonders durch die Ausspülungen
des Wassers lädierte Stein gleichfalls die Umrisse einer Relieffigur zu
zeigen. Wenn man einen Altar an dieser Stelle annimmt, würde der
Aufbau und die Anordnung des Ganzen die störende Unterbrechung
erleiden, dass einer der tragenden Atlanten statt auf die Arme eines
unter ihm befindlichen Genossen, auf den Altar zu-stehen käme.

Die in den Reliefs von Boghas-Köi dargestellten Gottheiten, mit
denen wir die beiden Hauptfiguren am Eflatun-Bunar identiticieren zu
können glauben, sind bisher nicht dem Namen nach erkannt worden.
Dem Wesen nach jedoch sind es, wie Perrot a. a. 0. des weiteren aus-
führt, die seit Urzeiten auf dem Boden Kleinasiens verehrten Götter,
welche die Erde und ihre ewig junge Schaffenskraft personificieren, die
später als Kybele verehrte grosse Göttermutter, ihr Sohn und gleich-
zeitig ihr Gatte und Priester Atys. Das der Kybele heilige Thier ist
der Löwe. Löwenköpfe und Körper sind es. welche die phantastische
Hauptgottheit von Pteria bedecken. Vielleicht ist diese Gestalt und
mithin auch die Figur am Eflatun-Bunar das Urbild der Kybele, deren
Kopfbedeckung gleichfalls eine hohe mit Mauerzinnen versehene Tiara
bildete. Der Phallus ist das Sinnbild der schöpferischen Natur.

Wo alter könnte diesen Gottheiten der Fruchtbarkeit mit mehr
Recht eine Stätte der Verehrung errichtet sein, als an einem Ort, wo
dem öden und steppenartigen Buden ein Quell entspringt, um Wachs-
thum und Gedeihen zu erzeugen? Mensch und Thier rinden an dieser
Stelle willkommene Erquickung, wenn sie die an der Ostseite des Bei-
 
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