Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

DOI Artikel:
Bormann, Eugen: Inschriften aus Umbrien, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0125
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
115

Eine genaue Zeitbestimmung gestattet diese Inschrift ebenso wenig
wie die des Stempels selbst; Inhalt wie Bachstabenform sehliessen bei
beiden die Zeit vor Augustus aus, passen aber sehr gut zu der Zeit
des Augustus selbst, der Palladio aus architektonischen Gründen den
Bau zugewiesen hatte, oder der unmittelbar folgenden. — Dass die In-
schrift des Tempels den Namen der Gottheit nicht nennen würde, war
zu erwarten; in Bauinschriften von Tempeln scheint das wenigstens in
Italien eiv^t im Laufe der Kaiserzeit Sitte geworden zu sein. Der durch
den modernen Namen der Kirche S. Maria della Minerva nahe gelegten
Yermuthung, dass das Cultbild des Tempels eine Minerva gewesen sei,
steht wohl nichts im Wege, aber sicher ist eine solche Viermnthung
natürlich nicht.

2

j.In einer genaueren Wiedergabe mag hier ein unscheinbares be-
schriebenes Marmorstttck aus dem durch Ciceros Bede für Sextus Bö-
se s allgemeiner bekannten Ameria, heute Amelia, im südwestlichen
T ,'jl des antiken Umbrien noch einmal veröffentlicht werden. Es war
ii^-geringer Entfernung von der Stadt, bei der Kirche S. Secondo, in
d-.ren Nähe manche Inschriften Ameria's gefunden worden sein sollen,
nach der Kapelle le Cinque hin unter den auf der Erde liegenden
Steinen aufgelesen und zu Yirgilio Sabini gebracht worden. Bei ihm
fand ich es und durfte es zu genauerer Prüfung mit mir nehmen. Es
ist ein auf der Vorderseite sorgfältig geglättetes Stück carrarischen
Marmors, das auf allen Seiten mit Ausnahme der unteren gebrochen
ist, und dessen grösste jetzige Höhe, die wohl der ursprünglichen Höhe
entspricht, 25 cm, und grösste Breite jetzt 18 cm beträgt. Die Dicke
beträgt im Durchschnitte etwa 5 cm, schwankt aber sehr, da die Rück-
seite eine ganz unregelmässige Oberfläche hat. Der Stein scheint also
zur Bekleidung einer Wand gedient zu haben: möglicherweise rührt
eine rechteckige seichte Rinne auf der unteren Stossfläche von der Ver-
bindung mit einem anderen Marniorstück her. Gedruckt ist der Text
von mir mit wenigen Bemerkungen in Band Nl des Corpus unter
n. 4346, ausserdem nach der von Marchesi Eroli zu Narni mit einem
Abklatsch eingesendeten Abschrift in den Notizie degli seavi 1889 S. 147,
wo Barnabei Lesungen oder Erklärungen von mir angeführt hat. Indes
kann es vielleicht mit genauer Berechnung des zu Anfang der Zeilen
einst von der Inschrift ausgefüllten Baumes gelingen, das Verständnis der
einzelnen Zeilen zu linden, und ich gebe daher eine im Maasstab von
1:3 ausgeführte Abbildung, die allerdings, da der Stein sehr abgerieben
ist and die Buchstaben sehr flach eingegraben sind, zur Unterschei-
dung der Stellen, an denen Schrift verloren sein kann, nicht ausreicht.

8*
 
Annotationen