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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Heft 2
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Benndorf, Otto: Adamklissi
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0195
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kanntlich neben dem substantivischen Eigennamen eine ethnische
Namensform von adjectivischer Bildung. Diese Namensformen können,
wenn sie mekrgliedrig sind. Abkürzungen erfahren, müssen sich jedoch
in officiellem Brauche decken. Von Adamklissi ist. voll ausgeschrieben,
nur die ethnische Namensform überliefert, der Eigenname aus ihr abzu-
leiten. Diese ethnische Form Traianenscs Tröpaeenses besteht aber aus
zwei Elementen, welche folglich beide herüberzunehmen sind, und dies
ist nach Analogie von Tropaeu Augusti, Tropaea Pompei u. s. w.
unanfechtbar geschehen. Furtwängler lässt das Municipium von Trajan
gegründet sein und meint (S. 54), „den Namen Tropaeum erhielt das
Municipium natürlich von dem benachbarten Monument, nach ihrem
Gründer aber konnten sich die Einwohner zu Tröpaeenses auch Traia-
nenses nennen." Allein, wenn das Municipium von Trajan gegründet war,
musste es den Namen des Gründers auch im Eigennamen führen und
ist ausgeschlossen, das trajanische Namenselement in der ethnischen
Form anzuerkennen, dem Eigennamen abzusprechen. Mit dem Orte
muss aber dann auch das Monument, nach dem er benannt ward,

solchen Fall kann streitig sein, ob, wie anscheinend in Pompeji (vgl. Mommsen CIL
X p. 89), doch nur eine Gemeinde mit Bürgern besseren und schlechteren Rechtes
oder (wie in Arezzo Plin. n. h. III 52, CIL XI 1849; 6675, 1) verschiedene Genieinden
mit besonderer Verwaltung bestanden. Aber dergleichen ist nur vorgekommen und
konnte nur vorkommen, wenn in eine bereits bestehende Stadt mit eigener res publica
neue Ansiedler deduciert wurden, was nach Furtwänglers eigenem Eingeständnis für
Adamklissi ausgeschlossen ist. Auch seine Berufung auf die Agrippinenses ist hin-
fällig, da für das antike Köln der zugrunde liegende Stadtname oder Stadtnamens-
theil Ayrippinu aus dem überwiegend gebrauchten Ethnikon nicht eischlossen zu werden
braucht, sondern in Inschriften und Autoren vorliegt.

Also die Existenz eines den Traianenscs Tröpaeenses entsprechenden Gemeinde-
namens ist zweifellos, und fraglicii höchstens das rein Formelle, ob man von den
beiden Elementen das eine Tropaeum oder Tropaea, das andere Traiani oder
Traianum, bezw. Traiana zu bilden habe. Die Aroranstellung von Traianenses, in
einer Dedication an Trajan an sich nicht auffallend, liesse sich auch aus einer Xamensform
wie municipium Traiannm Tropacensium begreifen, was aber alles auf dasselbe hin-
auskäme.

Nicht vüllig sicher ist dagegen, ob die Gemeinde bereits volles Stadtrecht hatte,
da ihr Munieipaleharakter erst aus späteren Inschriften erhellt. Allenfalls denkbar,
obwohl mir nach den bestehenden Verhältnissen und dem sonstigen Vorgehen Trajans
durchaus unwahrscheinlich ist, dass er sich mit Gründung eines Vicus oder Pagus
begnügt hätte. Bei der Dedication der Traianenscs Tröpaeenses, um alle Mög-
lichkeiten zu erschöpfen, an eine rein private, etwa religiöse Genossenschaft zu
denken, verbietet schon die Datierung nach dem Statthalter, abgesehen davon, dass
wir überhaupt von Genossenschaften mit einem Culte Trajans nichts wissen.

Der an Trajan erinnernde Namenstheil wurde nicht erneuerr, als Constantin
die Stadt nacli ihrer Vernichtung neu gründete. Abkürzungsweise kann er natürlich
schon früher unterdrückt worden sein."
 
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