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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Heft 2
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Benndorf, Otto: Adamklissi
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0197
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Fortsetzung herrührt. Die Fragmente der fünf ersten Zeilen zeigen,
dass sie einer massiven Steinplatte von colossalem Zuschnitt angehören,
für deren ursprüngliche Höhe kein sicheres Merkmal vorbanden ist.
Es ist denkbar, dass die Platte so hoch war, dass sie den gesammten
Text darbot, oder dass der Text auf zwei Platten vertheilt war. Tekto-
niscb wie epigraphisch wäre beides gleich zulässig, und Niemann bat
in seiner Reconstruction das letztere angenommen. Aber er trennte die
beiden Platten, indem er sie der Doppelfront des Tropaeumaufbaues
entsprechend auf die Nord- und die Südseite der sechseckigen Basis
vertheilte, und schuf damit eine unbelegbare epigraphische Anomalie,
weil so die Titulatur des Kaisers zerschnitten und ein Satz resultieren
würde, der im Norden des Baues begann, im Süden des Baues endete.

An öfteren gründlichen Erörterungen dieses misslichen Sachver-
baltes hat es zwischen uns nicht gefehlt und wir haben auf Seite 105
der Publication gewissenhaft darüber berichtet. Dort setzt Niemann
namentlich auseinander, warum eine Überhöhung der Basis, die an
sich das einfachste Auskunftsmittel wäre, unannehmbar sei, und seinen
fachmännischen Gründen, die ich liier nicht zu wiederholen brauche,
waren wir unvermögend, etwas Stichhältiges entgegenzusetzen. Eingedenk
der Erfahrung, dass keine ehrliche Untersuchung ganz ohne jeden
irrationalen Rest ausgeht, formulierten wir schliesslich die folgende
Alternative: Entweder eine richtigere Lösung dieses baulichen Details
steht noch aus — und wir wussten und wissen auch heute nicht, wie
und in welcher Richtung sie gesucht werden könne — oder Niemann
hat recht, und dann ist der Stiftungstitel erst nach Vollendung des
Monuments dem Bauführer vorgeschrieben worden, der ihn seiner Länge
halber ohne Einbusse an Leserlichkeit auf einer Seite des Basis nicht
mehr unterbringen konnte und auf zwei Seiten der Basis zu vertheilen
vorzog — sehr unschön gewiss und sehr abnorm; aber welcher Monumental-
bau käme am Ende ganz ohne jeden Verstoss zustande, und bliebe es nicht
immerhin vorstellbar, dass man einen Felder, der in Rom Spott erregt
bätte, im Barbarenlande hinnahm und beliess, da er am fertigen Bau-
werke kaum mehr zu verbessern war? Eine Entscheidung konnten wir
oifen halten.0) Blieb doch die ganze Frage unter allen Umständen ein
Niemann vorzugsweise oder allein angehendes Detailproblem, das den

°) Geltend hätten wir machen sollen, worauf Niemann jetzt aufmerksam macht,
dass die sechste Zeile, wie das Pacsimile der Inschrift zeigt, höher ist als die fünfte,
was sich nur bei einer Theilung der Inschrift begreift. Der Ingenieur, der in Bucarest
nach Tocilescos Weisungen die Fragmente der Inschrift zusammensetzte und eine Bause
lieferte, welche photographisch von uns auf ein Zwanzigstel verkleinert wurde, verfuhr
bei der Ergänzung der Buchstaben völlig naiv, da er über die Streitfrage nicht unter-
 
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