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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Heft 2
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Benndorf, Otto: Adamklissi
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0200
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190

Und wie konnten, wenn die Inschrift heterogen war, ihre beiden
schwersten Fragmentblöcke auf das fünfzig Fuss hohe Dach gerathen?

Furtwängler hilft sich folgendermassen: „Zwei, und zwar die
grössten Blöcke derselben, sind indess auf dem „Dach des Baukörpers"
zu Tage gekommen. Da sie nun zu dem Baue selbst nicht gehörten, so
bleibt nur die Annahme übrig, dass sie von einer auf dem gewaltigen
Dache desselben errichteten Anlage einer mit dem Baue nicht organisch
verbundenen Zuthat herrühren."

Die zerfiiessende Unbestimmtheit dieser über eine Grundverlegenheit
hinwegleitenden Worte lässt unklar, was vorgestellt werden soll. Da sie
sich aber auf jene beiden Fragmentblöcke allein beziehen, ist soviel
deutlich, dass die letzteren als Baumaterial für irgend eine Construction
auf dem Dache gedient haben sollen nach dem Zusammenbruche des
Monumentes; denn für eine antike Nachtragsconstruetion vor dem Zu-
sammenbruche des Monumentes bedurfte es dieser Hilfshypothese gar
nicht, sondern würde Furtwängler die ganze Trajansinschrift. nicht etwa
nur zwei Bruchstücke derselben in Anspruch genommen haben. Was aber
da einmal im Mittelalter oder späterhin gebaut worden sein sollte,
wäre mehr als dunkel. Ein Wachtthurm? Als Warte wie als Festung
genügte der nur auf einem gefährlichen Kletterstege erklimmbare, domi-
nierende Baukörper allein vollauf. Ein Haus? Im ganzen Lande war
und ist Steinbau unbekannt; Was aber sonst in der kahlen Einöde?
Doch das Unerfindliche als imaginäre Möglichkeit zugegeben, wäre billig
zu erwarten, dass von dem Baumateriale jener in Rathlosigkeit erdachten
Construction nicht eben bloss die beiden Inschrifttheile, die dazu Anlass
gaben, allein übrig geblieben seien, und doch wäre dies der Fall. Xiemann
bemerkt hierzu: „Auf dem als Fundament des Tropaeums dienenden
innern Quaderkerne der Anlage liegt kein Stein, der als spätere Zuthat
gedacht werden könnte, und der umgebende Betonmantel zeigt auf seiner
jetzt kuppelartig abschüssigen Oberfläche weder eine Bettung noch sonst
die geringste Spur eines nachträglichen Aufhaues."

Von allem und jedem aber abgesehen, hebt sich die ganze Hilfs-
hypothese Furtwänglers selber auf durch den unbeachteten Umstand, dass
am Fusse des Rundbaues fünf weitere Fragmentblöcke der Inschrift ver-
schüttet unter Trümmern an verschiedenen Stellen lagen, wie alles andere
herabgefallen von dem Monumente. Dieser Fundbestand zwingt zu dem
Schlüsse, dass sich einst die ganze Inschrift auf dem Baue befand,
nicht etwa bloss die beiden Fragmente, die bis vor kurzem noch auf
dem Dache lagen. Furtwängler könnte daher seine an den Thatsachen
scheiternde Vermuthang von der Entstehung des Baues in augusteischer
Zeit, um wenigstens ihre Logik noch zu retten, nur durch die Annahme
 
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