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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Heft 2
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Benndorf, Otto: Adamklissi
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0203
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recht, auch wir sehen und lesen nicht mehr als er. Aber sollte ihm
wirklich neu sein, dass ein Schriftdenkmal in dem, worüber es schweigt,
verstanden sein will durch Form und Ort, worauf es steht? Und dass
hier ein Ort interpretiert, der durch die grösste Siegestrophäe ausge-
zeichnet ist, die wir aus dem Alterthume kennen?

II

Ein Wort sei mir noch in eigenster Sache gestattet. Adamklissi
stellt eine historische Frage, auf die es geboten ist eine Antwort zu
suchen, ehe eine Resignation wissenschaftlich berechtigt sein kann
Diese Aufgabe ist bei dem vollkommenen Mangel zusammenhängender
Uberlieferungen ein undankbar schwieriges Geschäft, vielleicht ein
Wagnis bis auf günstiger gestellte Zeiten, und ich würde mich schwer-
lich mit ihr befasst haben, wenn sie mir nicht als Pflicht zugefallen
wäre. Mit dem Versuch, den ich zur Erklärung eines trajanischen Sieges
in der Dobrudscha unternahm, war ich daher auf Widerspruch gefasst.
und Widerspruch ist von Eugen Petersen sofort erfolgt.10) In einer Kritik,
deren eigenartig verwickelte Kürze wie ein Stenogramm studiert sein
will, bestritt oder bezweifelte er meinen Gedankengang beinahe in allen
Theilen. Ich habe seine Gründe, wie sie es fordern, gewissenhaft ver-
folgt, und lerne gern von seinem Scharfblick, der uns. wo er einsetzt,
um Grosses zu bereichern pflegt. Aber ich konnte mich keineswegs über-
zeugen, dass er hier über unsicheren oder vielleicht irrigen Neben-
dingen, die ich selbst nicht anders einschätzte, Grundzüge der Erklä-
rung, auf die es allein ankommen kann, hinreichend in ihrem Zu-
sammenhange gewürdigt habe. Ich möchte sie daher noch einmal, bün-
diger wie ich hoffe, auseinandersetzen.

Schriftstellerisch ist ein dacischer Sieg Trajans ausserhalb des
Dacicrlandes nur bei Nikopolis, nicht in der Dobrudscha, bezeugt. Auf-
klärung über den letzteren könnten daher allein die Eelicfs der Trajans-
säule geben, welche das persönliche Vorgehen des Kaisers in diesen
Kriegen — und zwar diesen kaiserlichen Antheil allein, nicht die not-
wendig bunte Mannigfaltigkeit der historischen Ereignisse an sich selbst
— in beispielloser Ausführlichkeit schildern. Angesichts dieser Ausführ-
lichkeit ist bei dein grundsätzlich höfischen Charakter der Schilderung
unglaubwürdig, dass die Künstler der Säule jenen kaiserlichen Sieg
übergangen haben sollten, und diese Vermuthung grenzt an Ge-

I0) Mittheilungen des kais. deutschen archaeologischen Institutes, römische Ah-
theilung, XI 99 ff.

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