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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

DOI issue:
Heft 2
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Benndorf, Otto: Adamklissi
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0211
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201

direct durch die beiden Bilder, die an den beiden Enden der Donau-
brücke stehen.

In demjenigen Bilde, auf welches der vorschreitende Betrachter
zuvörderst stösst und das er daher an das südliche, römische Brücken-
ende (Pontes) verlegt, opfert Trojan im Beisein von Militär; im
Hintergrunde ein Castrum. In dem nächstfolgenden Bilde am nördlichen
Ende der Brücke ist ein grösserer Römerort mit Castrum und Amphitheater
dargestellt (Drobetae), und Trajan von einer Schar buntgemischter Barbaren
umgeben, welche unbewaffnet und ruhig, aber mit finstern Mienen verhan-
delnd auf ihn einreden. Abgesandte verschiedener Stämme, die ihn beim
Übertritt ins feindliche Land mit Warnungen oder Versprechungen
begriissen. Seiner Constructitm zuliebe deutet Petersen diese beiden
Bilder in umgekehrter Folge. Er muss dann die bunt zusammenge-
kommene Barbarenschaar gegen den Augensehein für Anwohner des
Röinerortes halten, ihre Verhandlung wider den klaren Sinn der Sache
in römisches Gebiet auf das rechte Stromufer verlegen und die Handlung
des ersten Bildes als Dankopfer nach erfolgtem Übergange über den
Strom auffassen, während doch der Illustrator sonst keine Dankopfer,
auch kein Siegesopfer vorführt, vielmehr seine Opfer, wie ein künst-
lerisches avis au lecteur, vor den Beginn schwerer Unternehmungen
oder grosser Dinge überhaupt einzuschieben pflegt. Und die Scenerie
stimmt allein zu der gebotenen Auffassung der Bilder. Naturgemäss
liegt die grössere Ortschaft am nördlichen Ufer, wo die Brücke haupt-
sächlich zu vertheidigen war. Drobetae ist Municipium. später Colonie,
und aus zahlreichen Inschriften bekannt, Pontes jüngst von Kanitz ge-

Tlmnn- [recte: Thor-]Pass'; darum liest er die Scenenfolge von rechts nach links anstatt
umgekehrt. Furtwängler kann dies alles nicht verfolgt, geschweige denn erwogen, nur
ungestüm überflogen haben; denn er glaubt und spricht an zwei Stellen überein-
stimmend aus, dass Petersen das Schlachtbild bei der grossen Donaubrücke von
Turn-Severin auf römischem Gebiete suche. Er bemerkt S. 56: „Der erste feste
Punkt in dieser Bilderreihe ist die Darstellung der grossen Donaubrücke, die Trajan
bei Turn-Severin hatte errichten lassen. Unmittelbar vorher ist ein Kampf um drei schräg
das Land durchschneidende Mauerlinien dargestellt", und weiter S. 57 über die Hinfahrt
Trajans zum Kriegsschauplatze: "warum sollte der hohe Reisende auf der Seefahrt
|von Ancona] nach Aquileja nicht in mehreren Häfen angelegt haben? Nach der
Seefahrt kommt [auf der gewohnten StraTse von Aquileja über Laibach durch das
Savethal nach Obermösien] die Landreise; warum sollen an ihrem Ende, schon nahe
der Brücke, dem Kaiser nicht friedensuchende Daker entgegentreten? Die folgenden
Kämpfe finden nach Petersens einleuchtender Deutung schon in der Gegend der
Brücke statt", also auf dem rechten Donauufer, auf dem die Strasse verlief, ehe er
an die Brücke kommt und sie übersehreitet: was das gerade Gegentheil der Auf-
fassung Petersens ist, der die Schlacht nach Überschreitung der Brücke stattfinden
lässt.
 
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