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Falle das sonst so übelberufene argumentum ex silentio heranziehen:
es wäre merkwürdig, dass die über die Beziehungen zwischen Plataeae
und Athen im Verhältnis so reichliche Überlieferung mit keinem Worte
Thespiae's gedenkt, Avenn es eine ähnliche Stellung einnahm; wozu
Doch kommt, dass die Thespier im peloponnesischen Kriege auf Seiten
der Feinde Athens standen (Thuk. II 9, 2. IV 93, 4). Auch wenn man
annimmt, dass alle diese Staaten nicht zu dem attischen Bunde im
engeren Sinne gehörten, sondern durch Sonderverträge mit Athen ver-
bündet waren, so ist dies bei denjenigen, welchen wir uns nun zuwenden,
so unwahrscheinlich wie möglich, da, sie in der Peloponnes lagen.
Mykenac wird gleich dem benachbarten Tiryns nach der entscheidenden
Niederlage der Argiver im Jahre 495 1S1) viel eher in einen Bund mit
Sparta getreten sein, an dessen peloponnesiseher Föderation es einen
festen Rückhalt gegen jene fand; wie ja später Argos gerade die augen-
blickliche Verlegenheit, in welche die Spartaner durch den Aufstand
der Heloten geriethen, benützte, um gegen Mykenae vorzugehen und
es zu zerstören.132) Elis war bekanntlich in einem sehr alten Bundes-
verhältnis zu Sparta;,ss) aus der späteren demokratischen Reform der
Staatsverfassung zu schließen, dass dieser Staat zur Zeit, da das Ver-
zeichnis eingegraben wurde, mit Athen verbündet war, ist sehr kühn,
denn diese Reform fällt erst in die Jahre 472 und 471;134) bis dahin
hatte die Oligarchie die Herrschaft in der Hand. Und selbst wenn Elis
damals schon Sparta feindlich war, so konnte sich Athen zu diesem
Zeitpunkte unmöglich mit ihm verbinden; die späteren Umtriebe des
Themistokles gegen Sparta kommen dabei nicht in Betracht.135) Was
endlich die dorische Kyklade Melos anlangt, so ist nicht einzusehen,
warum sie sich stets dem delischen Seebnnde ferne hielt,130) wenn sie
mit Athen föderiert war; dass diese Zurückhaltung der Melier gegen
die letztere Möglichkeit spricht, braucht kaum betont zu werden.

Selbst bei der Gruppe von Tegea bis Tiryns, denjenigen Staaten,
welche damals ohne Zweifel dem peloponnesischen Bunde angehörten,
lassen sich gegen deren strict chronologische Folge Bedenken erheben,

ni) Busolt, Griech. Gesch. 2 II 562 ff.
Busolt, Griech. Gesch. III 1, 243 ff.

Außer den allgemeinen Darstellungen vgl. noch Busolt. Forschungen zur
griechischen Geschichte I 14 ff'.

134) Busolt, Griech. Gesch. III 1. 116ff'.

1M) Die anderen Argumente, welche Domsazewski für ein freundschaftliches
Verhältnis von Mykenae und Elis zu Athen beibringt, fallen kaum ins Gewicht.

"°) Thuk. II 9, 4 III 91, 2; Kirchhoff, Tributpflichtigkeit der attischen Kleru-
chen 11 und Hermes XI 12.
 
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