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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 20.1897

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Zingerle, Josef; Schneider, R.; Bormann, Eugen: Ausgrabungen in Carnuntum, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12267#0198
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die gemauerten Zinnen der obergermanischen und rätischen Castelle
schon aus Rücksicht auf die Standfestigkeit in ihrer Dicke nicht unter
35 cm herabgehen konnten. Da der Zinnenkranz seinem doppelten
Zwecke, der Deckung des Kämpfers und der Gewährung freien Schuss-
feldes gemäß, sich abwechselnd aus Zinnenbrüstungen und Zinnen-
bergen zusammensetzt, so paart sich durchwegs eine höhere mit einer
niedrigeren Zinnenplatte.

Zahlreiche Funde von Leistenziegeln und halbcylindrischen Deck-
ziegeln in Wallgraben, Einbauten und Thürmen lassen wie im Castell
Großkrotzenburg das Vorhandensein eines Ziegeldaches voraussetzen.
Vereinzelte Löcher im Halbrund der Kappe in Z2 und Zb (Taf. III B)
stammen wohl von Eisendübeln, mit welchen Dachträger der Wehr-
gangbedachung befestigt waren, wie sich dies anderwärts an den Castellen
Großkrotzenburg und Marköbel erweisen lässt.

Z6 auf Tafel III B veranschaulicht einen Einschnitt in die Tropf-
nase, wie solche auch in Zinnendeckeln aus Trier, sowie obergerma-
nischen und rätischen Castellen wiederkehren.

Porta principalis dextra und zu derselben führende Wege.

Das wichtigste, vorzüglich befestigte Thor war, wie bemerkt,
das Ostthor, die porta principalis dextra, mit zwei Thürmen zu
beiden Seiten der Straße. Von dem südlichen Thurme sind bloß die
Fundamentmörtelplatten Taf. II, Fig. 2 und Taf. I erhalten, darunter
die Stückung von größeren Bruchsteinen. Der Gussmörtel dieser Platten,
der sich wie tiberall in Carnuntum aus Brocken von Gesteinen der
Umgebung zusammensetzt, ist von so ausgezeichneter Qualität, dass er
allen Angriffen von Wetter oder Menschenhand Stand hielt. Das gänz-
liche Fehlen größerer Blendungssteine, die Ausbreitung in das Thurm-
innere bis zu der geringen inneren Lichte von P6 X 0*9 m kennzeichnet
diese Mauerung Taf. I, Fig. 1, S, Taf. II, Fig. 2 als Grundplatte; vom
Aufgehenden ist kein Stein mehr übrig. Trotz der fehlenden Ver-
kleidmauerung ist zu erkennen, dass die Platten in die Fundamont-
gruben direct gegossen wurden, ohne von einer Verschalung umgeben
gewesen zu sein, wie sich aus dem Vergleich dieser Mauerconstruction
auf Taf. II mit der des mächtigen Thurmes im Mattleacker auf „der
Burg" (Abb. 1) ersehen lässt. Dass bei letzterem das Gusswerk in aus-
gezimmerte Schächte kam, beweisen nutenartige Negativeindrucke von
senkrechten Holzpfosten und Abdrücke von wagerechten Bohlen der
Verschalung. Die zur Verwendung gekommenen Hölzer selbst fanden
sich zum Theile noch in der Fundamentgrube festgerammt vor.
 
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