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231

Teurnia (Jabornegg-Alienfels, Kärathens röm. Alterthtimer Taf. XIII
n. 471; Premerstein a. a. 0. S. 408) sehen wir drei ursarii den Bären
mit kurzgestielten Peitschen zusetzen, daneben an einem Altare die
durch dessen Inschrift in der Deutung gesicherte Gestalt der Nemesis.
Und als Waffe der bestiarii neben denen der Gladiatoren und Retiarier
wird das Attribut der Peitsche der Göttin auch auf dem Relief von
Andautonia zugetheilt sein.24)

Aus eben diesen Beziehungen der Nemesis zur Arena und zu
deren älterer Schutzherrin Artemis-Diana (Premerstein a. a, 0. S. 407)
wird die Verschmelzung der beiden Gottheiten im Kunsttypus begreif-
lich, wenngleich dieselbe räumlich beschränkt zu sein seheint; wenig-
stens vermag ich sie außer an den Reliefs von Teurnia und Andau-
tonia, sowie am Bilde von Carnuntum, anderwärts nicht zu erweisen25);
für das Cultbild von Aquincum lässt die Dedication dcae Dianae
Nemesi Aug(ustae) Anlehnung an den Artemistypus voraussetzen. Mög-
lich, dass das Vorwiegen des letzteren in diesen Gebieten nicht außer
Zusammenhang mit der Geltung der Diana als großer Landesgöttin
zu denken ist (s. Domaszewski, Relig. d. röm. Heeres S. 53). Gegenthcils
weichen die am Eingange des Stadions zu Olympia gefundenen, also
in ihren Beziehungen zu den Agonen hinlänglich gesicherten Nemesis-
statuetten von dem gewöhnlichen langgewandeten Typus der späteren
Kaiserzeit in nichts ab (s. Ausgrab, von Olympia III S. 12; Taf.
XVII b 1).

Ich darf es überhoben sein, mich in der Anwendung des aus
dem Relief von Andautonia Gewonnenen auf das Cultbild von Carnun-
tum umständlich auszulassen. Ohne Zweifel, dass auch hier die unge-
wöhnlichen Attribute in Absicht auf die Bedeutung der Göttin als
Schirmherrin der nahen Arena augebracht sind, dass demnach ebenso-
wenig wie beim Relief von Andautonia ein allgemein giltiger Culttypus

24) Ob in anderen Fällen Posnanskys Deutung dieses Attributes aus einer Stelle
des Nonnos als „Züchtigungsmittel" für das Greifengespann, auf dem sie durch die
Lüfte fährt, zutreffe, ob dasselbe bei dem stehenden Typus der kleinasiatischen Münzen
nicht vielmehr auf den von ihm (a. a. 0. S. 27) unzulänglich gewürdigten chthoni-
schen Charakter der Göttin zurückzuführen sei, will ich hier nicht untersuchen. Über
die Peitsche als Attribut der strafenden Unterweltsdämonen: Dieterich, Nekyia S. 202;
derHekate: Petersen, Arch.-ep. Mitth. V S. 80; Cult der Nemesis neben dem der Hekate
in Stratonikea B C H XV p. 423 ff. n. 4 u. 5 (Weihung i;': cExä[rjl Nejie'ot).

25) Prof. R. v. Schneider macht mich darauf aufmerksam, dass auf dem Wels«
Steine CIL III 5033 mit der Inschrift M. Ulp{ius) Somuhts eo . . . nicht ein „miles
scutum sin. manu tenens, dextra hastam, pedem dextrum, rotae imponit adstat grypus"
dargestellt ist, sondern Nemesis in der Tracht der Diana im kurzgeschürzten Gewände
und mit Jagdstiefeln, die den rechten Fuß auf das Ead stellt.
 
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