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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Nr. 1
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Rave, Paul Ortwin: Die Mariakirche zu Bergen: ein Beitrag zur Baugeschichte des Mittelalters in Norwegen
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Mitteilungen und Berichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0045

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nach Süden bedeutsam gewesen sein für ihre Wie dem auch sei —■ wir vermögen die Schön-
Bautätigkeit? Die gedrungenen Yierkantpfeiler heit und Würde der Mariakirche in Bergen zu
und die flache Decke im Innern, die ausgehöhl- bewundern, auch wenn das Rätsel ihrer Her-
ten halbrunden Apsidiolen der Seitenschiffe, der kunft nicht gelöst werden sollte. Vielleicht tra-
Rundbogenfries am Äußern und vollends die gen diese aus dem Augenschein an Ort und
zwei klobigen Westtürme wirken eher nieder- Stelle sowie aus den norwegischen Darstellun-
deutsch als normannisch. Lunds Domkirche gen geschöpften Mitteilungen dazu bei, die im
weist ein arteigen rheinisches Bauglied auf: die bauwissenschaftlichen Schrifttum Deutschlands
Zwerggalerie des Chores (1155 geweiht). Roma- bisher ganz unerwähnt gebliebene Kirche näher
liische Dome in Dänemark, der zu Ribe, der zu in das Blickfeld der Forschung zu rücken. Das
Viborg, stehen der Gruppe der niederrheini- wäre die erwünschte Frucht dieses Hinweises,
sehen Emporenkirchen nahe. Man muß sie im Das norwegische Schrifttum:

Zusammenhang mit Bergens Mariakirche nen- A. D. Jörgensen: Den nordiske Kirkes Grund-

nen, auch wenn sie etwas später erbaut sind, laeggelse og forste Udvikling. 2 Bde. Köbenhavn

Aber die Beziehungen der norwegischen Kirche 1874—78.

mit Deutschland reichen ja in die frühesten Zei- A. Taranger: Den angelsaksiske Kirkes infly-

ten zurück. Bereits unter den ersten Sendboten delse paa den norske. Kristiania 1890.

waren Deutsche, ein sächsischer Bischof Fried- N. Nicolaysen: Kunst og Haandverk fra Norges

rieh versuchte Island zu bekehren, ein wilder Fortid, 2. Raekke, 2. Hefte, PI. XIV—XXI. Kri-

Eiferer im Gefolge Olaf Tryggvesons war der stiania 1897.

aus Deutschland flüchtige Dankbrand. Und dau- B. E. Bendixen: Mariakirken og dens Utstyr, in:
ernd waren es die Hamburger Erzbischöfe, un- Bergens historiske forenings skrifter Nr. 5. Ber-
ter deren bewußter und aus staatlichen Rück- gen 1899.

sichten gegen den englischen Klerus gerichteter H. Fett: Norges Kirker i Middelalderen. Kri-

Leitung das kirchliche Leben; Norwegens in der stiania 1909.

Frühzeit stand. Sollte das alles ohne Einfluß E. Lexow: Bergen. Fortids minder og kunst-

auf die Baukunst geblieben sein? verker. Bergen 1930. p. 0. Rave

MITTEILUNGEN UND BERICHTE

ALBRECHT HAUPT f. Am 27. Oktober 1932
hat der Geheime Baurat Professor Dr. phil., Dr.
Ing. e. h. Albrecht Haupt im Alter von 80 Jah-
ren die Augen geschlossen. Die reiche Arbeit sei-
nes Lebens umfaßt zahlreiche Bauten, insbeson-
dere in Hannover, an deren Technischen Hoch-
schule er lehrte, und eine Fülle baugeschicht-
licher Werke und Abhandlungen, als deren Mit-
telpunkt sein Buch über die Älteste Kunst der
Germanen gelten kann, das erstmals 1909 er-
schien und, wie es auch im Untertitel heißt, ins-
besondere der Baukunst der Germanen gewid-
met war. Eine zweite Auflage folgte 1923, und
es war dem greisen Gelehrten, wie er mir in
einem seiner liebenswürdigen Briefe schrieb,
eine besondere Freude, noch im Jahre 1930 eine
knappe Darstellung über Germanische Baukunst
für Wasmuths Lexikon der Baukunst verfassen
zu können. Alter deutscher Baukunst sind auch
die zwei Bände seiner „Monumenta Germaniae
architectonica" gewidmet. Aber es war beste
deutsche Gelehrten-Tradition, die Albrecht Haupt

auch zu Forschungen außerhalb der Reichsgren-
zen führte. So entstand sein Riesenwerk über
die Palastbauten in Oberitalien und Toskana,
so seine auf gründlicher Autopsie beruhenden
Werke über die Baukunst der Renaissance in
Portugal und in Spanien, so seine Geschichte
der Renaissance in Frankreich, die er zusammen
mit der Deutschlands für das von Burger be-
gründete und von Brinckmann fortgeführte
Handbuch der Kunstwissenschaft vor rund zehn
Jahren dargestellt hat, nachdem er schon vor
dem Kriege die Neuauflage von Lübke's Ge-
schichte der Renaissance in Deutschland be-
sorgt hatte.

Dafür, daß Haupt die Erforschung derVergangen-
heit nicht denAufgaben desTages entzog, mag die
Tatsache zeugen, daß er Mitbegründer und erster
Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten
gewesen ist. So gehört Albrecht Haupt zu den
Männern, über deren Architekten-Dasein, wenn
auch unausgesprochen, der Wahrspruch leuch-
tete: Ars sine scientia nihil est. L.Adler

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