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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Nr. 2
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Martiny, Günter: Zur astronomischen Orientation altmesopotamischer Tempel
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0060

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Stern

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babyl. Sternbild

babyl. Stern

Gottheit

Col.u.
Zeile

Überse^ung

bevorzugte
Stellung

1

Draco

a

3,8


kMu • bu • keä • da
akk. nlru Sa äame

Anu

I, 19

Himmelsjoch

Polarstern
der alten
Babylonier

2

Ursa minor

ß

2,3

kMar-gid-da-elü

klbil-e-mah

Dam-
kianna

I, 20
I, 21

oberer Last-
wagen
Erbsohn d.
Ninmach

Polarstern
der Griechen

3

Cepheus

r

3,4

kUd-ka-tuh-a


Nergal

I, 29

. - ., der den
Mund auf-
sperrt


4

Cassiopeja

a

2,3—2,8

kApin

kUr-bar-ra

Enlil

1,1

I, 2

Pflug (star of
foundation)
Wolf (?)

Zenitgestirn
(polnächste
Stelle der
Milchstraße)

5

Zwischen
Cassiopeja u.
Andromeda



kLu • lim

k(pl)Um-mu-lu-
tum

Tiranna

I, 32

Widder
trübe Sterne

trübe Sterne
d. Milchstr.

6

Andromeda
(+ Pegasus)

ß

2,3

''Dilgan


Anu

I, 40

Ackerfeld


7

Cetus

&

3,4

kNunu dEa


Ea

II, 19

Ea-Fisch

Horizont

8

Ursa major

V

2,3

kMar • gid ■ da

kUg dA-a

Ninlil

I, 15
I, 18

Lastwagen
Löwe d. A-a


9

Virgo

(Spica) a

1,0


kAb-sin

Sala

II, 10

Ähre


10

Hydra

r

3,3

kSiru


NingiSzida

II, 8

Schlange


11

Crux

ß

a

1,5
1,0

kEn-te-na.
mas- lum
kEn ■ temen • na -
maslurn


Ningirsu

II, 22

Winterstern
(Gründung-
stern)

(polentfern-
teste Stelle
der Milchstr.)
Horizont

Abb. 1. Der Orientationskreia nach der Mul-Apin-Serie (Brit. Museum 86378).

Beta in der Andromeda, der hellste Andromeda-
stern, gehörte mit Gestirnen des Pegasus zum
Sternbild kDilgan, dem himmlischen Ackerland.
Mit Dilgan beginnen die Anugestirne der Mul-
A pin-Serie.

Die Ea-Sterae fingen mit kNunu-Ea, dem Ea-
Fisch, unserem Walfisch-Cetus am Orientations-
kreis an.

Auf der anderen Seite des Pols führte der Kreis
durch den äußersten Deichselstern des großen
Wagens (^).

Die Spica in der Jungfrau war neben Alpha im
Kreuz des Südens das hellste Gestirn auf dem
Orientationskreis. Auch das Hauptgestirn y der
Hydra liegt auf ihm. Die babylonische Schlange
des Himmels ist mit unserer Hydra identisch.
Beta und Alpha des Kreuzes des Südens waren

die südlichsten Sterne auf dem Orientations-
kreis des babylonischen Sternhimmels. Ent-
sprechend dem heliakischen Aufgang der Cas-
siopeja am babylonischen Einmessungstag ging
das Kreuz des Südens zur selben Zeit scheinbar
kosmisch unter. Sein babylonischer Name ist
doppeldeutig. Einmal kann er als Winter- oder
Kältestern gedeutet werden (En-te-na-mas-lum)
und zum anderen kann auch er wieder Grün-
dungsstern heißen (En-temen-na-mas-lum). Er
kulminierte um Mitternacht und war also im
Sommer unsichtbar.

Der Orientationskreis hat einen eigenartigen
Wert als Polmeridian der Milchstraßenebene,
d. h. die Pole der galaktischen Ebene liegen in
seiner Nähe. Er hat also auch heute noch eine
astronomische Aufgabe, besonders seitdem der

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