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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Nr. 3
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Busch, Karl: Neue Beiträge zur Baumassnorm und Plankonstruktion der deutschen Baukunst des 12. und 13. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0112

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Das Sechseck ist zu dieser Konstruktion
nicht nötig, bietet aber den Schlüssel
zu einem zweiten Konstruktionsweg.

errichten, dessen Seite die halbe Kirchenbreite
ist. Vom Fußpunkt der Mittelsenkrechten aus
schneiden 30° ansteigende Gerade senkrecht auf
den Verlängerungen der Sechseckseite den
Punkt A; das Lot durch A gibt die Außen-
breite. Der Halbkreis über dieser schneidet auf
den Dreiecksschenkeln die lichte MS-Breite aus;
die SS-Höhe trifft eine unter 60° im Fußpunkt
der Mittelachse errichtete Gerade auf dem glei-
chen Kreis. Der Arkadenscheitel liegt auf hal-
ber MS-Höhe, die MS-Außenbreite gleicht der
halben lichten Breite; eine obere Sechseck-
diagonale schneidet auf der MS-Innenseite die
Höhe der Pultdachfirste und Fensterunter-
kanten. Die Höhe von Schnittpunkt A entspricht
der Pfeileroberkante; ein gleichseitiges Dreieck
auf dieser Höhe, dessen Seite die lichte Gesamt-
breite ist, trifft mit der Spitze den MS-First. So
wird auch der Querschnitt in einfachster Weise
vom Grundmaß der Gesamtanlage bestimmt.
Als wesentliches Resultat dieser Planforschung
ist festzuhalten, daß St. Jakob aus einer Zeit
stammt, der Gotteshaus und Kloster gleicher-
weise als Monumente galten und objektiven
Maßgesetzen unterlagen, für die also das
Mönchtum die verobjektivierte Form des Gottes-
dienstes war.

II. Die Minoritenkirche St. Salvator.
Wir stehen etwa 130 Jahre nach dem Bauplan
des Schottenklosters, nur zehn Jahre nach Be-

endigung seiner zweiten Bauzeit. Ein neuer
Geist kam mit den Minderbrüdern, die 1226
den Platz um ein altes Kirchlein vor dem
Schwarzen Burgtor erhielten. Die nebensäch-
lich behandelten Klostergebäude werden nun
auch aus dem Plansystem ausgeschaltet. Nur die
Kirche ist das Monument, die Bettelbrüder ge-
hen ganz in ihr (in Gott) auf. Auch das Plan-
system wird erdennäher, — neben der geometri-
schen Konstruktion ist der Bau nun durch eine
klare arithmetische Ordnung bis ins Kleinste
bestimmt; ja sogar das reichsstädtische Fußmaß
erhält eine grundlegende Bedeutung im Ganzen.
— Freilich vergingen noch 25 Jahre, bis die
Bettelbrüder sich mit den ersparten Almosen
an den großen Kirchenbau machen konnten.
Den Bau bestimmen drei Maße — in einem ver-
eint (Symbol der Dreifaltigkeit!?). Es sind im
Verhältnis zur Grundzahl die ersten drei Glie-
der einer Proportionsreihe, deren Zähler die
Ungeraden, deren Nenner die Quadratzahlen
bilden ■1 a : a : Aa = a : b : c). Die Grundzahl

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aber ist das kleinste Maß, in dem sich ganze
Regensburger und ganze allgemeine Fuß treffen,
also eine bewußte Rücksichtnahme eines all-
gemeingültigen Bauschemas auf das stadtübliche
Maß (8,78 m = 28 Regensburger = 30 all-
gemeine Fuß). Am Minoritenlanghaus — der
ursprüngliche Chor mußte einem größeren wei-
chen und läßt sich nicht restlos sicher rekon-
struieren -—- ist a = MS-Breite = SS-Höhe;
b = lichte SS-Breite + Arkadensockelbreite -
eine normale Arkadenweite + Arkadensockel -
der Weite der breiteren Arkade; c = SS-Breite
= Arkadenbogenansatzhöhe = % (Lettnerpfeiler
+ die zwei Nachbararkaden) = normale lichte
Arkadenweite. Ferner ist MS-Höhe = a + b + c;
lichte Langhauslänge (=5b+2c) = (a + b + c) +
Ya2 + (a + b+ c)2. Letzteres Resultat ist geo-
metrisch sehr einfach: am lichten MS-Quer-
schnitt gesehen = Höhe + Diagonale.
Gleichzeitig ist aber Langhausquerschnitt und
-grundriß in einheitlichster Weise durch das
Hexagramm bestimmt (vgl. Abb. 3). Schlüssel
zur Erkenntnis dieser Konstruktion war mir das
dreigestaffelte Gesims, welches sich unter den
drei Fenstern der sehr wohlproportionierten
Fassade hinzieht.

P P' und die Schnittpunkte GFG'B und G F X Senk-
rechte auf Q' geben seine Höhen in der Konstruktion
an. — Der Konstruktionsweg sei kurz beschrieben: Im
Hexagramm A B C D E F ist die Seite des Innensechs-

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