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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Nr. 3
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Busch, Karl: Neue Beiträge zur Baumassnorm und Plankonstruktion der deutschen Baukunst des 12. und 13. Jahrhunderts
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Rosenau, Helen: Die " Aurea Camera" des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0114

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teres sich durch ganze Regensburger Fuß aus-
drücken läßt. Die gesamte Berechnung und
Konstruktion der Minoritenkirche ist spätestens
in den 1250er Jahren unmittelbar vor dem Bau-
beginn, — wahrscheinlich aber schon um
1230/50 entstanden.

Bei beiden Bauten, deren angegebene Plan-
konstruktion noch durch manchen Nebengrund
gesichert wird, finden wir also eine klare Be-
ziehung zum Hexagramm, während nur St. J akob
auch den goldenen Schnitt und die Kreisteilung
mitverwendet. Koßmanns Zahlenschlüssel ließen

sich bei keinem der beiden Bauten anwenden.
So werden durch diese Ergebnisse vor allem die
sehr umfassenden älteren Forschungen von Odilo
Wolff erneut bestätigt1). Schließlich ist noch zu
betonen, daß demnach die Plansysteme selten
unmittelbar angewendet, sondern gerade für die
besten Bauten am sorgfältigsten den speziellen
Verhältnissen angepaßt und dadurch immer wie-
der neu geschaffen wurden. Karl Busch

') Wolff Odilo, Tempelmaße. Das Gesetz der Propor-
tion in den antiken und altchristlichen Sakralbauten.
Wien 1912.

DIE „AUREA CAMERA" DES KÖLNER DOMES

Von Helen Rosenau, Berlin

Unter der Sakristei des Kölner Domes, an seiner
Nordseite, befindet sich die jetzt zweigeschossige
Anlage einer geräumigen, durch zwei Pfeiler
unterteilten Halle; sie wurde bisher kunsthisto-
risch nicht behandelt, ist dennoch baugeschicht-
lich nicht unwichtig und führt über ihr Sonder-
dasein hinaus zu einer genaueren Feststellung
der Anlage des „alten Domes"1).
Das Untergeschoß der erwähnten Halle ist
schon durch seine Südwand bemerkenswert:
wird diese tloch von der römischen Stadtmauer
gebildet, von der nicht, wie sonst in Köln, nur
der Mauerkern, sondern die äußere Schale gut
erhalten ist. In etwa 2,71 m Höhe zeichnet sich
deutlich die Schräge des Fundamentsockels ab,
dessen Fortsetzung die aufgehende Mauer bil-
det; in Höhe der Sockeloberkante lag ursprüng-
lich die Römerstraße auf der Innenseite der
Stadt2). Das Mauerwerk ist, soweit nicht mit
Mörtel bedeckt, klar ersichtlich: es besteht vor-
wiegend aus einer Mischung von Grauwacke,
Sand- und Tuffstein, mit Kalkstein und Ziegel
vermengt, durch Kalkmörtel gebunden (Tafel 18,

') Die vorliegende Untersuchung wurde mit der groß-
zügigen Unterstützung der Denkmalpflege der Stadt
Köln durchgeführt. Besonders verpflichtet ist die Verf.
Herrn Baurat Dr. Vogts, dem auch an dieser Stelle herz-
lich gedankt sei. — Über den „alten Dom" vgl. H. Reu-
ßen, Köln im Mittelalter, Bonn 1918, S. 24 ff.
2) J. Klinkenberg, Das römische Köln, die Kunstdenk-
mäler der Stadt Köln I, 2, S. 164 ff. — Die Datierung
der Römermauer führt in das zweite bis dritte Jahr-
hundert, eine Tatsache, die durch die Auffindung zahl-
reicher römischer Scherben unter dem modernen Fuß-
boden im östlichen Anbau des Untergeschosses und unter
Säule A bestätigt wird. Diese Scherben, insbesondere die
Überreste einer Reibschüssel, weisen in dieselbe Zeit. Die
Feststellung der Römermauer erfolgte durch die römische
Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums.

Fig. e); am Sockel zeigt sich Tracliyt, wenig Ba-
salt. Darüber erhebt sich im Obergeschoß deut-
lich, wenn auch mit unregelmäßiger Grenze, ein
abweichendes Mauerwerk aus mächtigen,
waagerecht liegenden Säulenbasalten. Es han-
delt sich ohne Zweifel um das Fundament des
gotischen Kölner Domes, das hier übergangslos
in die Südwand der Halle verläuft. Die Höhe
der Römermauer ergibt 6,20 m, ihren Abschluß
bildete wohl, wie in Köln üblich, ein Zinnen-
kranz, der den unregelmäßigen Verlauf der
oberen Grenze erklärt1).

Basaltmauerwerk, wie es der obere Teil der
Südwand gibt, zieht sich einheitlich um den
ganzen Raum. Die Trennung der beiden Ge-
schosse bildet jetzt ein Backsteingewölbe, wäh-
rend ursprünglich, wie zu zeigen sein wird, eine
einheitliche Halle anzunehmen ist.

Die beiden Innenstützen der Halle erscheinen
im Untergeschoß als zwei viereckige, an den
Ecken abgeschrägte Trachytpfeiler. Die Zeit
ihrer Ausführung läßt sich genau bestimmen,
erwähnt doch der Dombaumeister Voigtei im
Kölner Domblatt von 1868, daß am 15. April
mit dem Abbruch eines Teiles der oberen An-
lage begonnen wurde, ihm die Einfügung neuer
Gewölbe folgte2). Die Bildung der Pfeiler zeigt

*) Ein Rest der Römermauer von 7,55 m Höhe befindet
sich an der Gertrudenstraße 3. Klinkenberg, a. a. 0.,
S. 167 f.

2) Kölner Domblatt 1868, Nr. 273, 58. Baubericht. Für
die Einheitlichkeit des Sakristeiplanes äußert sich an
derselben Stelle Vincenz Statz (1866, Nr. 259). Über den
Zustand der nördlichsten Joche im Obergeschoß handelt
August Reichensperger im Kölner Domblatt 1866, Nr. 256,
258; 1868, Nr. 273. Er betont bereits den stilistisch
frühen Formcharakter, ordnet ihn vor dem gotischen Köl-
ner Dombau ein.

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