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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Nr. 3
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Rosenau, Helen: Die " Aurea Camera" des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0120
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ser zugänglich. Der Eingang war gegen den
Fußboden erhöht, nur durch eine Wendel-
treppe aus dem Schlafsaal erreichbar1).
Der Zugang der unteren Halle in Köln wird ur-
sprünglich ebenso wie heute im Norden gewesen
sein und lag, wie noch jetzt erhalten, im oberen
Teil der Halle, da die unterenUmfassungsmauern
keinerlei Spur einer Öffnung zeigen, ein Ein-
gang durch die Decke, wie das Gewölbe bewies,
nicht in Betracht kommt.

Der anschließende schmale Raum, nachträglich
der Ostseite angefügt, ist nur durch eine moderne
Öffnung zugänglich, die auf die heutige Gestalt
des Untergeschosses der Halle Rücksicht nimmt.
Es handelt sich um einen Kellerraum, dem Fen-
ster fehlen, dessen Mauerwerk in etwa 1,80 m
Höhe regelmäßig abbricht. Man wird daher hier
als Obergeschoß keinen Steinbau, wohl aber
eine Fachwerkanlage annehmen dürfen, wie sie
auch sonst in der Umgebung des Domes ver-
breitet war2).

Die Lage des alten Domes ist somit für die Früh-
zeit des 13. Jahrhunderts gesichert, da er sich in
der Nähe seiner Schatzkammer befunden haben
muß. Mindestens dieser Umbau kann also nur
der Ausdehnung des heutigen Chores nach Nor-
den entsprochen haben. Ob das Projekt Engel-
berts der Lage des „alten Domes" gegenüber
eine Verschiebung vorsah, dieser westlicher lag,
wird ohne Grabung nicht zu entscheiden sein.
Doch ist, da ja Säulen des „alten Domes" bereits
im frühen 13. Jahrhundert wieder verwendet
wurden, der Römerturm als Bibliotheksturm be-
stimmt in der Nähe der Kathedrale lag, über-
dies im Jahre 1074 eine Flucht des Erzbischofs
Anno II. durch den „alten Dom", das Haus eines
Kanonikers und die Stadt-(Römer-)Mauer mög-
lich war, die dauernde Beibehaltung der ur-

1) Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Wackenroder.
Vgl. auch E. Wackenroder, Die Kunstdenkmäler des
Kreises Schleiden, Düsseldorf 1932, S. 249 und Fig. 149.
— Eine abweichende Disposition für eine Schatz-
kammer findet sich am Dom zu Trier, dem nach
1702 ein selbständiger Bauteil im Osten vorgelegt
wurde. Die Anordnung geht vielleicht auf das Vor-
bild des Aachener Münsters zurück. ]S. Irsch, Der
Dom zu Trier, Die Kunstdenkmäler der Stadt Trier,
Bd. I, 1. Abt. Düsseldorf 1931, S. 140 ff. — Zu dem
Problem der Weiträumigkeit, wie sie im Laufe der
Zeit für eine Domschatzkammer erforderlich wurde,
vgl. die beiden Erweiterungen der Mainzer Kathedrale.
R. Kautzsch und E. Neeb, Die Kunstdenkmäler der Stadt
und des Kreises Mainz, II, Darmstadt 1919, S. 340 ff.

2) Vogts, a. a. 0., S. 22; Keußen, Köln im Mittelalter .. .,
S. 339.

Abb. 4. Köln, Domsakristei vor d er In-
standsetzung (Nach Schmitz).

sprünglichen Anlage, mindestens in der Grund-
form wahrscheinlich1).

Der 1248 gegründete, 1322 geweihte Domchor
entwickelte sich also in engster Anlehnung an
seinen romanischen Vorgänger2). Seine östliche

') Keußen, Topographie II, S. 299, nach den Annalen
des Lambert von Hersfeld. — Besonders auffallend ist
die schlichte Ausbildung der mit Kreuzen geschmückten
Vierungstürme auf der Miniatur des Hillinuskodex. Etwas
entwickelter erscheint die Formgebung auf dem Medail-
lon des Heribert-Schreines und auf dem Siegel des Bon-
ner Münsters: Von sehr viel stärkerer, dekorativer Prä-
gung ist das von H. Rahtgens veröffentlichte Bild aus
einer Miniatur, wohl von Groß St. Martin in Köln, des-
sen Typus sich aus einem Schema der Reichenauer
Schule entwickeln läßt. (Vgl. H. Rahtgens, Eine alte Ab-
bildung von Gr. St. Martin in Köln, Zeitschrift f. christl.
Kunst XVIII, 1905, Sp. 329 ff.; A. Goldschmidt, Die
deutsche Buchmalerei II, 1928, Abb. 58, Codex aureus
aus Echternach im Escorial, 1043/46); vgl. auch das
Schreiberbild im Perikopenbuch Heinrichs III., ebenfalls
aus Echternach in der Bremer Stadt-Bibliothek, Abb. 52,
1039/40. Der Meinung, auf der Miniatur eine Abbildung
des Chores von Groß St. Martin zu sehen, kann daher nicht
gefolgt werden. Übrigens gibt E. Lang auf S. 33 seines
Buches: Ottonische und frühromanische Kirchen in Köln,
Koblenz 1932, die Miniatur in Umzeichnung unter Strei-
chung des Vierungsturmes wieder, ohne aber dieses Vor-
gehen zu begründen.

2) Der Kölner Dom, S. 4, 45. — Zur Zeit der Chorweihe
1322 wird die innere Ausstattung des Domchores im
wesentlichen vollendet sein (ebd. S. 224 ff.). So ist die
flache Grundform des Chorgestühls hervorzuheben, die
ohne Zweifel auf die Wandmalerei Rücksicht nimmt. Die
von 0. Karpa in: Der Dom zu Köln .. M S. 80 und Anm. 2
geschilderten und S. 83 abgebildeten Malereien stammen
übrigens nicht, wie er angibt, aus St. Andreas, sondern
von den Schranken des Kölner Domes.

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