Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Stiehl, Otto: Niederländischer und deutscher Backsteinbau in romanischer Zeit
DOI Artikel:
Meckel, Carl Anton: Die Konstruktion der figurierten Gewölbe in der deutschen Spätgotik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0125

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fülle des Ausdrucks ist ganz eigenartig an
einer kleinen Nebenapsis der Kirche zu Meldorf
(Taf. 20) in Holstein ausgeprägt, wie überhaupt
diese Kirche (etwa 1220—1230 erbaut) durchaus
als ein Glied dieses friesisch-westfälischen
Kunstkreises erscheint (Taf. 20). — Die schlan-
ken Säulchen, ganz gleich denen auf den Ab-
bildungen von Loppersum und Zuidbrook, u. a.
vgl. Vermeulen, Taf. 100, 101, treten am
Westgiebel von Lehnin wieder auf, der auch
die Durchführung des Blendenwerks bis zum
Sockel hin zeigt. Zu diesem verhält sich sonst
die norddeutsche Kunst spröder, bevorzugt viel-
mehr ruhige Flächenwirkungen. In den aller-
dings schon gotischen Bauten Ostpreußens
spielt es aber wieder eine große Rolle, wenn
man es dort auch auf die oberen Bauteile
beschränkt. Noch weiter östlich, in Litauen,
findet sich dann die Kirche zu Sapyschki
(Abb. 4, 5), deren Aufnahme ich einem
meiner Schüler, Herrn Peldevitius, verdanke,
die solche Gliederung wieder auch auf die un-
teren Flächen ausbreitet. Das können wir wohl
auf unmittelbare Verbindung mit der westlichen
Quelle dieser Flächenbehandlung deuten. — Auf

das Vorkommen schließlich des Zickzackver-
bandes bei uns hat bereits Hamann hingewiesen.
So sehen wir enge Zusammenhänge zwischen
dem norddeutschen und dem friesischen Zweige
der Backsteinkunst.

Daß der Backsteinbau in Friesland selbstän-
dig sich erzeugt habe, möchte ich nach alle-
dem nicht annehmen. Dagegen spricht neben
allgemeinen Gründen die durchaus lombar-
dische Eigenart der einzigen uns bekanntge-
gebenen Form, die noch dem Ende des 12. Jahrh.
angehören könnte, der Rundbogenfriese in 01-
denzijl. Ohne Zweifel hat aber der friesische
Backsteinbau bald einen besonderen Aufschwung
genommen, in Grundriß und Gewölbeform noch
eng zusammenhängend mit Westfalen, in der
Formgebung stark von der normannischen
Strömung beeinflußt, die sich gleichzeitig auch
in dem noch heute deutschen Gebiet bemerkbar
gemacht hat. Er hat diese Strömung unter Aus-
schaltung des älteren rheinischen Einflusses be-
sonders lebhaft aufgenommen, zu einer behäbi-
gen Fülle der Gesamthaltung entwickelt und da-
mit auf Norddeutschland und östlich über es
hinaus seine Wirkung ausgeübt. 0. Stiehl

DIE KONSTRUKTION DER FIGURIERTEN GEWÖLBE
IN DER DEUTSCHEN SPÄTGOTIK

Mit Aufnahmen und Zeichnungen des Verfassers
Von C. A. Meckel, Freiburg i. B r.

Die Vorliebe für reiche und mannigfaltige De-
tailbildung und das Bestreben des Steinmetzen,
sein Können in der Ausführung schwieriger
Austragungen zu zeigen, ließen in der Spätzeit
der Gotik die Kreuzgewölbe zugunsten der
Stern- und Netzgewölbe immer mehr zurück-
treten. Hierzu kam die neue Auffassung vom
Raum, die sich insbesondere in der Hallen-
kirche zum Ausdruck brachte, die Gewölbe-
Decke als Einheit behandelte und unter Be-
seitigung oder Unterdrückung der raumteilen-
den Konstruktionsglieder, wie Dienste, Kapitäle,
und Konsolen, zur Aufnahme der Gewölbean-
fänger, und der Gurtbogen, ein Zusammenklin-
gen zwischen Pfeilern, Wand- und Gewölbe-
flächen verlangte. Auf die Geschichte der Stern-
und Netzgewölbe soll hier nicht näher einge-
gangen werden. Vielmehr soll lediglich die Kon-
struktion dieser Gewölbe an Hand von Beispie-

len aufgezeigt und die Entwicklung bis zu den
gewundenen und übereinandergelegten Reihun-
gen dargetan werden. Ein Stück Geschichte der
Gewölbe liegt allerdings in dieser Entwicklung
eingeschlossen, denn die Konstruktionsweisen
der Stern- und Netzgewölbe sind durch sie be-
dingt und schreiten mit ihr fort.

Das aus dem Kreuzgewölbe entstandene ein-
fache Sterngewölbe, das über einem quadrati-
schen oder rechteckigen Raum errichtet war,
folgte zunächst der Konstruktion des Kreuzge-
wölbes, d.h. die über der Grundlinie der Diagonal-
rippe errichtete Halbkreis- oder Spitzbogenlinie
war auch für die, zur Unterteilung der zwischen
den Kreuzrippen und den Wand- oder Schild-
bogen liegenbleibenden großen Gewölbekappen
eingezogenen Scheitelrippen maßgebend, so
zwar, daß die einzelnen in gleicher Entfernung
von dem Scheitel liegenden Punkte der Schei-

107
 
Annotationen