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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Sonderbeigabe der Architectura. 1. Jahrgang, Heft 3
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Martiniy, Günter: Bericht über die Tagung der Koldewey-Gesellschaft in Hannover vom 8.-10. Juni 1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0140

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Der Zuhörer gewann hier ein besonders gutes
Bild von der außerordentlich mühevollen und
langwierigen Einzelarbeit, die die Wissenschaft
des Ausgrabens an den Forscher stellt. Seine Ar-
beit über diese Gräber mit vielen Plänen und
Zeichnungen wird bald im Buchhandel vor-
liegen. Sie wird als notwendige Ergänzung und
Erweiterung der bisher bekannt gewordenen
Gräberpublikationen, die in ihrer Vollständig-
keit und Genauigkeit oft zu wünschen übrig
lassen, erwartet.

Nach ihm berichtete Dr. Nöldeke (Hannover)
über seine Ausgrabungen in Uruk-Warka. Seit-
dem Dr. Jordan an die Regierung des Irak-
Staates von der Leitung der Grabung abberufen
worden ist, leitet Dr. Nöldeke die Arbeiten
einer der größten Ausgrabungsstätten über-
haupt, die von deutschen Gelehrten erforscht
wird. Von den Schwierigkeiten der Ausgrabung
einer so alten Ruinenstätte, die vor allem aus
Bauten von ungebranntem Lehm bestand, ent-
wickelte er ein genaues Bild. In mehr als 11 ge-
schichtlichen und 28 vorgeschichtlichen Schich-
ten läßt sich die Ruine zergliedern. In Uruk hat
der Forscher ein Kulturzentrum angeschnitten,
das von der Zeit um Christi Geburt bis hinab
ins 6. Jahrtausend und vielleicht noch in ältere
Zeit zu verfolgen ist. Die archaischen Schichten
sind von ungeahntem Reichtum an Bauwerken
und Kleinfunden, die alles Geschichtliche in den
Schatten stellen. Erwähnt seien nur die Bauten
der IV. archaischen Schicht mit den Inkrustatio-
nen aus farbigen Tonstiften. Schon heute lassen
sich riesige Pfeilerhallen und Schmuckhöfe er-
kennen, deren Pfeiler und Wände schwarz-weiß-
rot leuchten, da sie mit Ornamenten aus farbi-
gen Stiften überzogen sind. Die besten Teile die-
ser Fronten werden zur Zeit in den Berliner
Museen aufgebaut. Ungezählte Kleinfunde, unter
denen ein bedeutendes J agdrelief der III. Schicht
aus Basalt besonders auffiel, und eine Reihe
von Rekonstruktionszeichnungen der nur küm-
merlich erhaltenen Bauwerke, überzeugten von
der Notwendigkeit dieser exakten deutschen

Ausgrabungstätigkeit, die hoffentlich weiterge-
führt werden wird.

Regierungsbaumeister Heinrich (Berlin) behan-
delte ein Spezialgebiet der Ausgrabungswissen-
schaft in Uruk. Er schilderte eindringlich die
Notwendigkeit der Erforschung des Ziegelver-
bandes jeder der Schichten. Meistens ist die Art
des Lehmziegels das einzige „Leitfossil" einer
sumerischen Ruine. Dies gilt ganz besonders für
Uruk. Nur der exakten Beobachtung des Ziegel-
verbandes verdankt der Ausgräber die Auffin-
dung des bisher einzigen Hochtempels aus der
VI. Schicht in Uruk. Hier war die kleinsteinige
Ruine des Hochtempels (noch 2 m hoch erhal-
ten) von einer nachfolgenden Zeit durch groß-
steinige Ziegel zugesetzt und umbaut worden.
Am Nachmittag fanden Führungen in Hannover
und Herrenhausen statt.

Abends berichtete Professor Dr.-Ing. Krischen
(Danzig) im ersten Teil seines Vortrags von der
Landmauer in Konstantinopel. Er zeigte an Auf-
nahmen und Rekonstruktionszeichnungen diese
gewaltige Mauer in ihrer Wehrhaftigkeit und
Schönheit. Im zweiten Teil machte Krischen die
Zuhörerschaft mit der Danziger Festung „Weich-
selmünde" bekannt, die er ebenfalls an Hand
zahlreicher Rekonstruktionszeichnungen innen
und außen erläuterte und ihren Werdegang dar-
stellte. Weichselmünde verdient besonders un-
sere Beachtung, da diese Festung schon einmal
entscheidend war für die Behauptung des Dan-
ziger Deutschtums gegenüber Polen.

Nach Krischen sprach Professor Dr.-Ing. Höl-
scher (Hannover) über Medinet Habu und schil-
derte insbesondere die Ergebnisse der Erfor-
schung der zahlreichen Papyri-Funde aus die-
ser Ruine. Aus ihnen wird deutlich, warum die-
ser Ammon-Tempel so fest umwehrt ist. Die Pa-
pyri erklären die Plünderungen der Königs-
gräber, die nicht erst in nachägyptischer Zeit
vor sich gingen, sondern bereits zur Zeit Ram-
ses IV. Dieser Gräberraub findet seine Krönung
darin, daß um — 850 ein oberägyptischer König
sich, in dem gestohlenen Sarkophag der Schwe-
 
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