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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

DOI Heft:
Sonderbeigabe der Architectura. 1. Jahrgang, Heft 3
DOI Artikel:
Martiniy, Günter: Bericht über die Tagung der Koldewey-Gesellschaft in Hannover vom 8.-10. Juni 1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0141
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ster Ramses II. beisetzen läßt. Andere Akten er-
zählen von dem ersten planmäßig angelegten
Arbeiterstreik, von Palastrevolten, wo hohe Pa-
lastbeamte und Palastdamen zum Selbstmord
verurteilt werden. Zum Schluß zeigte Hölscher
an Rekonstruktionszeichnungen die Bauge-
schichte des kleinen Tempels von Medinet Habu,
der bis hinauf ans Ende des dritten Jahrtau-
sends reicht, und an dem noch die Römer Ver-
änderungen und Erweiterungen planten.
Am Sonnabend eröffnete Dr.-Ing. Martiny (Ber-
lin) die Vortragsreihe und konnte mit wenigen
Worten an Hand des altassyrischen Herdhauses
Tempel und Paläste in Sendschirli-Schamal
nachweisen. Nach ihm sind die Hilani I—III ein-
wandfrei als Tempel erwiesen. Die Häuser J
und K und der obere Palast sind Palastanlagen.
Professor Dr.-Ing. Fischer (Hannover) berich-
tete von der Aufdeckung der romanischen Fres-
ken in Idensen, einem Dorfe zwischen Deister
und dem Steinhuder Meer. Die Ausmalung der
Dorfkirche stammt aus dem Jahre 1130 und hat
das Glück gehabt, im 19. Jahrhundert vom Pin-
sel des Restaurators unberührt geblieben zu sein.
Bei der Untersuchung der Fresken zeigten sich
Hohlräume unter dem Malgrund. Weiter konnte
genau festgestellt werden, daß die Grundtöne
al fresko in den frischen Putz gestrichen waren.
Die Übermalung erfolgte in Eitempera. Bei den
Restaurierungen des 19. Jahrhunderts hat man
leider überall die Reste der Eitemperaiiber-
malung fälschlich leichtfertig beseitigt und dem
heutigen Beschauer ein falsches Bild erhalten.
Die Aufgabe in Idensen bestand in der Frei-
legung und Befestigung der alten Malereien. Mit
Pinsel und Farbe wurde nicht restauriert. Die
Flächen wurden mit einer neutralen Gummi-
lösung überbraust, die Hohlräume mit frischer
Kalklösung ausgegossen. Professor Gailmann
(Hannover) konnte feststellen, daß statt der
Erdfarben gemahlener Lapislazuli und Mala-
chit verwendet wurden. Hier hat der Bauforscher
mit dem Maler gemeinsam auf deutschem Boden
einen Kunstschatz von ungeheuerem Werte aus

einer Zeit deutscher Größe gehoben und in
vollster Schönheit und Originalität der Nachwelt
erhalten.

Nach ihm zeigte Professor Dr.-Ing. Dr.-phil.
Krencker (Berlin) an Hand vieler Lichtbilder
einen Teil seiner bald erscheinenden Publikation
über die römischen Tempel im Libanon und
Antilibanon. Unzählige teilweise guterhaltene
Podien-Tempel mit erhöhtem Allerheiligsten
und Krypta sind an hervorragenden Punkten der
Landschaft in diesen Gebirgen noch erhalten.
Als besonders wichtig wurden die Tempel zu
„Niha" und „Hössn Niha" genannt, noch er-
wähnt wurden „Kalat Fakra", „Kasr Naus" und
„Hössn Soleiman"'. Sie sind ein wichtiges Zwi-
schenglied in der Kette der Bauforschung und
zeigen einmal deutlich die Beziehungen zum
nahen Orient und zum anderen zur frühchrist-
lichen, syrischen Kirche. Professor Krencker
wird im kommenden Herbst eine abschließende
Exkursion nach dem Libanon unternehmen.
Professor Dr.-Ing. Sülze (Dresden) konnte über
seine Arbeiten an den Stabianer-Thermen zu
Pompeji berichten. Er zeigte an Bauaufnahmen
die Ausdehnung der alten Thermen-Palaestra,
die später durch Umbauten verändert wurde.
Unter der Thermenanlage ist im Norden ein
Grab aus vermutlich oskischer Zeit erhalten.
Eingehend behandelte er die Frischwasserver-
sorgung der Thermen, die zunächst aus einem
Brunnen gespeist wuren, der mit einem doppel-
ten Schöpfwerk mit Hilfe eines Tretrades bedient
wurde (antlia). Später geschah die Zuleitung
nicht mehr durch „antlia", sondern mit einer
Wasserleitung aus Bleiröhren, die nur an ganz
wenigen Stellen vorhanden war, da das Blei
nach der Katastrophe ein wertvolles Beutestück
der Raubgräber gewesen ist.

Am Sonnabend Nachmittag wurde Hildesheim
gemeinsam besucht. Unter der sachkundigen
Führung von Professor Fischer (Hannover)
wurden eingehend die Michaeliskirche, nach
einem Rundgang durch die Stadt der Dom-
kreuzgang, die Anna- und Laurenziuskapelle
 
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