Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Sommer, Kurt: Die konstruktiven Grundlagen des Bogens in Dach und Giebel der alt-indischen Baukunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0231
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verbindung mit dem geschwungenen Giebel, den
charakteristischen oberen Abschluß der Bauten
bildet.

Die technische Ausführung der Häuser ist nach
den Abbildungen nur zu mutmaßen, aber die
rechteckige Form der Balken- und Sparrenendi-
gungen legen die Deutung nahe, daß das nachge-

dien besonders augenfällig bei dem Übergang
vom ursprünglichen, vergänglichen Pflanzen-
baustoff zur Steintechnik. Das Ergebnis war eine
Belastung des Steins mit einer Reihe von Ge-
bilden, die als Fremdkörper empfunden werden,
ohne vorerst ihren ursprünglichen Zweck er-
kennen zu lassen.

Abb. 5. Relief von Barahat

Abb. 6. Tschaitja in Karli

bildete Material Holz in zimmermannsmäßiger
Verarbeitung sein soll. Stein kommt, wenn über-
haupt, nur für die Pfeiler in Betracht1). Wohn-
häuser, welche diese Annahme bestätigen könn-
ten, sind in keiner Form erhalten geblieben, und
die indische Bodenforschung kann für den Auf-
bau der Häuser keine oder doch nur geringe
Hilfsmittel liefern. Dagegen sind Kultbauten aus
gleicher oder etwas späterer Zeit in überraschend
großer Zahl auf uns gekommen: Die anfangs ge-
nannten Höhlenkirchen von Adschanta, Kon-
dane, Bhadscha, Bedsa und Karli.

Jede Kultform geht auf einen profanen Ur-
sprung zurück, den sie konserviert unter Um-
wandlung nur der Formen, die den Zwecken
ihrer Religionsübung hinderlich sind.
Wie immer, wenn sich die Kirche einer leben-
digen Bauform bemächtigt und sie ihren Ab-
sichten dienstbar macht, traten auch hier durch
Religions- und Kultvorschriften sehr bald Ent-
wicklungshemmungen gegenüber dem Profan-
bau ein. Diese Erstarrung der Form wird in In-

l) Vgl. damit die abweichende Ansicht von Rhys Davids
bei Diez, Die Kunst Indiens, S. 82.

Wir sahen, wie der Rundtschaitja Grundriß und
Form von dem Rundhaus übernahm und fin-
den zwischen Rechteckhaus und Höhlenkirche
dieselben Beziehungen, nur mit dem Unter-
schiede, daß die Tschaitjahalle in einer halb-
kreisförmigen Apsis endet. Die Wahrscheinlich-
keit ist groß, daß diese Form auf eine zwei-
räumige Anlage zurückgeht: eine Halle mit
rechteckigem Grundriß und einen daran schlie-
ßenden Rundraum1)-')3). Die Verschieden-
heit der Behandlung der Architekturformen in
Apsis und Schiff lassen dies schon mutmaßen,
vor allem aber finden wir bei den älteren
Höhlen, den Mönchszellen, die zwei Räume,
den runden und rechteckigen, noch nebenein-
ander vor, während andere den allmählichen
Verschmelzungsprozeß zeigen. In der Lomas
Rischi- und in der Sudamahöhle in Bihar
(Abb. 3) stehen beide Räume nur durch eine
Tür in Verbindung. Die Kondivtehöhle zeigt

1) Vgl. damit Diez, Die Kunst Indiens, S. 41.

2) Siehe Havell, The ancient and medieval architecture
of India, London 1915, S. 38.

3) Siehe Reuther, Indische Paläste und Wohnhäuser, S.10.

209
 
Annotationen