Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Martiny, Günter: Der Turm zu Babel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0240

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
konstruieren, in der Hoffnung, ihre Vorstellung
dem Urbild möglichst nahezubringen. Fünf sol-
cher Ergänzungsvorschläge sind bis heute ver-
öffentlicht worden, und noch sehr viel mehr
Kommentare dazu liegen vor1). Neuere Arbei-
ten der Philologen F. H. Weißbach und A. Schott
ermöglichen dem Bauforscher, die Keilschrift-
beschreibung des Turms wieder anders als bis-
her zu deuten und den fünf bestehenden einen
sechsten Ergänzungsversuch hinzuzufügen. Ihre
Voraussetzungen sind im folgenden entwickelt.
Die vorhandenen geschichtlichen Zeugnisse dür-
fen den Vortritt vor Lehrmeinungen und Ver-
mutungen beanspruchen.

Vorhandene Zeugnisse
a) Der Ausgrabungsbefund2):

Von dem durch Alerander d. Gr. abgetragenen
Turme Nebukadnezars konnten die Ausgräber
nur die untersten Reste nachweisen. Der quadra-
tische Grundriß hat eine Seitenlänge von 91,55 m
und ist durch Pfeiler und Kurtinen gegliedert.
Die Pfeiler stehen einen Stein (0,35 m) vor den
Kurtinen. An jeder der vier Seiten befinden sich
Eckpfeiler von 14 Ziegelsteinen Breite, zwischen
denen 10 Zwischenpfeiler von 11 Steinen Breite
und 11 Rücklagen von 12 Steinen Breite liegen.
Zwei Seitentreppen und eine Mitteltreppe wur-
den an der Südostseite ausgegraben. Die Seiten-
treppen von 8,27 m Breite, einschließlich der
Treppenwangen, beginnen 2 m vor der West-

*) W. Andrae, Der Babylonische Turm, Bauwelt 1925, Die
Kunst Vorderasiens, Prop. Kunstgesch. II, 1925, Das
Gotteshaus und die Urformen des Bauens 1930, Der
Babylonische Turm MDOG 71, 1032.

Th. Dombart, Zikkurat und Pyramide, Münchener Diss.
1915, dazu im Laufe der Zeit dreizehn weitere Aufsätze
zum gleichen Thema, zuletzt: Die Aufgangsfrage am
Babelturm 1932.

H. Gressmann, The Tower of Babel, New York 1928.
R. Koldewey, Der Babylonische Turm nach der Tontafcl
des Anubelschunu MDOG 59, 1918, Das wiedererstehende
Babylon, 1. bis 4. Auflage. 1925.

B. Meissner, Babylonien und Assyrien 1920/21.

A. Moberg, Babels Torn, 1918.

A. Schott, Akkad. su/a Ijuru, nama/eru und parakku, ZA
40, 1931.

E. Unger, Die Wiederherstellung des Turmes zu Babel,
Forsch, u. Fortsch. 1926, Der Turm zu Babel, Hirtli's Lit.
Ber. 1927; Der Turm zu Babel, Zeitschr. f. alttest. Wiss.
1927; Babylon, die heilige Stadt, 1931.

F. H. Weissbach, Besprechung zu Unger, Babylon, die
heilige Stadt, ZA 41, 1932.

2) Fr. Wetzel, Bericht über die Grabungen am Turm von
Babylon, MDOG 51, 1913, S. 24, MDOG 53, 1914, S. 18.
R. Koldewey, Der babylonische Turm usw., MDOG 59,
1918; Das Wiedererstehende Babylon, 4. Aufl. 1925,
S. 189 ff.

bzw. Ostfront des Turmes. Von der westlichen
Treppe sind noch die untersten 17 Treppenstufen
vorhanden, die nach den veröffentlichten Photo-
graphien (MDOG 53, Abb. 5; Das Wiedererst.
Babylon, 4. Aufl., Abb. 121a) und nach von
Dr. Wetzel in liebenswürdiger Weise mitgeteilten
Angaben einen Steigungswinkel von höchstens
36° erkennen lassen. (Koldewey erwähnt niemals
einen Steigungswinkel, zeichnet ihn aber mit 38°.
A. Moberg errechnet an Hand der oben genann-
ten Photographien in Babels Torn 1928, S. 56,
ein Steigungsverhältnis von 17 auf 20 cm = 40,5°.
Dombart nennt 38.5° in Klio XXI, 2, Bünte zeich-
net ebenfalls die Treppen mit 38.5° in Unger, Ba-
bylon, die heilige Stadt). Die Mitteltreppe liegt
mit ihrem Anfang 51,60 m vor den Wangen der
Seitentreppen. Stufen sind hier nicht erhalten.
Die Wangen der drei Treppen haben Pfeiler und
Kurtinen in durchschnittlich 4 m Breite. An der
Wange der Westtreppe ist deutlich zu erkennen,
daß die Wangenpfeiler und wohl auch die Rück-
lagen (?) in drei Treppenabsätze gegliedert
waren. Die wenigen erhaltenen Schichten des auf-
gehenden Mauerwerkes de« Turmes zeigen deut-
lich an allen Stellen, daß der Turm senkrechte
Wände hatte,
b) Die Esagila-Tafel:

Zum näheren Verständnis der an verschiedenen
Stellen veröffentlichten Tafel1) bringe ich die
Teile der Tafel, die sich auf den Turm beziehen,
in der Transkription von A. Schott, die mir die-
ser zur Verfügung stellt:

TU 32 (25) [min-da-]a-ti 6* (= 16) pa-pa-jja-a-ni sä nu-
bar MU. NE
(25) bit IM. KUR. RA

pa-pah "[ ] (26) 1; [x U]S 0;40 SAG

kan-ni an-na kan-ni

pa-pa-t)a-a[-ni] (27) sä <'§nabü u ''tas-me-tum

(27) 0;45AMU§ 0;40'AMSAG

(28) 2-ta bitätimes sä IM . SI . SA sä rfE.A u d-nusku

bit <t£.A 1;25 US (29) 0;30 SAG

(29) bit ''nusku 0;35 US 0;35 SAG

(29) bitu sä IM . GAL . LU

bit i'a-nim u '-'§EN . LIL

(30) 1;10 US 0;30 SAG
bitu sä IM . MAR . TU tu-'-um ü bit sim-mil-ti
(31) ina ku-tal-li-sü

(31) pa-ni-bäb-a-nu-ü bit ersi 2;5 US 0;30 SAG

(32) pa-ni bit-a-nu-ü 1;40 US 0;20 SAG
bit sim-mil-ti ki-i pi-i-sü-nu-ma US

(33) 0;35 SAG

*) Kopie: Thureau-Dangin, Tablettes d'Uruk 32, Paris
1922.

Transkription und Übersetzung: Koldewey, MDOG 59
nach P. Scheil, Unger, Babylon, die heilige Stadt, 1931.
Kommentare: A. Schott, Akkad. su/ajjuru usw., ZA 40,
1931; F. H. Weissbach, Bespr. von Unger, Babylon, ZA
41, 1932.

218
 
Annotationen