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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0255

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auf das Inhaltsverzeichnis zeigt den Umfang des
deutschen kulturellen Wirkens in Estland. Die-
ses 700jährige Wirken hat dem Lande das Ge-
präge eines nordisch-deutschen gegeben.

Vaga teilt seine Kunstgeschichte in vier Teile:

1. Festungsarchitektur: Schlösser des Deutsch-
ritterordens, der Bischöfe, der Mönchsorden, so-
wie die Stadtbefestigungen.

2. Kirchliche Architektur: Die Revaler Basili-
ken, die Südestländischen Basiliken, die drei-
schiffigen Hallenkirchen der nordestländischen
Gruppe, die mittel- und siidestländischen Hallen-
kirchen, die zweischiffigen Kirchen und die
einschiffigen Kirchen.

3. Klöster, Bürgerbauten: Das Revaler Rathaus
und die Gildenhäuser, sowie die Revaler Wohn-
bauten.

4. Plastik: In Stein und Holz, Malerei, Schmiede-
kunst. Das Buch ist mit reichem Bildmaterial
ausgestattet. Als besonderen Vorzug empfindet
man die vielen Grundrisse, die in den früheren
baltischen Kunstgeschichten in nur unzureichen-
dem Maße vorhanden waren. Von Bedeutung
ist der Hinweis Vagas, daß es sich hier nicht um
eine Kolonialkunst untergeordneter Art handelt.
Das norddeutsche Kulturgebiet dehnte sich orga-
nisch nach Osten und Nordosten aus. In Est-
land kam es dann zu einem Zusammenwirken
deutscher und skandinavischer Kräfte, wobei
letztere ursprünglich wieder stark durch Deutsch-
land beeinflußt waren. Es ergibt sich also das
interessante Bild, daß ein Kranz von Ländern
die Ostsee umschloß, in denen eine nordisch-
deutsche Kultur im Mittelalter zur Blüte kam.
Als wesentliche Punkte dieses Kranzes sind Lü-
beck, Danzig, Marienburg, Riga, Reval, Stock-
holm, Visby und Flensburg-Schleswig anzusehen.
Es ist durchaus zu begrüßen, daß Vaga dem
Hauptteil des Buches, das in estnischer Sprache
abgefaßt ist, ein Referat in deutscher Sprache
angefügt hat, das im wesentlichen eine getreue
Übersetzung des estnischen Teiles ist. So ist die-
ses interessante Buch, das ja schließlich ein Be-
richt über deutsche Kulturarbeit ist, auch dem
deutschen Leser zugänglich. Es kostet 9 Kronen,
etwa 7,— RM. und sei jedem, der sich mit mittel-
alterlicher Baukunst befaßt, empfohlen. S.

NISPEN TOT SEVENAER, Jrh. E. 0. M. van:
Uit de bouwgeschiedenis der Sint Servaaskerk
te Maastricht. Dissertation Utrecht 1933.
Verl. v. Aelst, Maastricht, 76 S., 5 Tafeln und
7 Abbildungen im Text.

Mit dieser Studie wird eine der interessantesten
und wichtigsten mittelalterlichen Kirchen Hol-
lands uns in einigen Hauptproblemen ihrer Bau-
geschichte nahegerückt. Daß in den meisten Fäl-

len eine Lösung dieser Probleme nur angedeutet
werden konnte, ist nicht ausschlaggebend;
Hauptsache ist, daß hier zunächst einmal auf
sie hingewiesen wurde. Vieles ist hier ja über-
haupt noch Neuland, weil in Holland bis vor
kurzem die Erforschung der mittelalterlichen
Baudenkmäler außerordentlich vernachlässigt
worden ist. Merkwürdigerweise hat auch die
deutsche Architekturforschung in den meisten
Fällen Halt gemacht vor der heutigen Grenze,
die den historischen und künstlerischen Zusam-
menhang so gar nicht Rechnung trägt. Einen
ganz bedeutenden Wendepunkt in der Ge-
schichte der holländischen Architekturforschung
bedeutet daher das „Handboek der neder-
landsche bouwkunst" von F. A. Vermeulen, in
dessen erstem Bande die mittelalterlichen Bau-
denkmäler auf niederländischem Gebiet zum
erstenmal zusammenhängend behandelt und in
die Entwicklung der abendländischen Architek-
tur eingegliedert werden. In diesem Rahmen
entsteht auch ein klares Bild von den Beziehun-
gen Süd-Limburgs zur rheinischen und Lütticher
Baukunst. Durch H. A. Diepen ist diese Ver-
wandtschaft dann noch augenfälliger gemacht in
seiner ausgezeichneten Studie über die roma-
nische Bauplastik in Klosterrath und die Bau-
ornamentik an Maas und Niederrhein (Würz-
burg 1930). Die Ergebnisse dieser Arbeit, soweit
sie sich auf S. Servaas in Maastricht beziehen,
hätten bei van Nispen zum mindesten eine Er-
wähnung verdient. Überhaupt sind auf dem
Wege zu einer Lösung mancher Probleme in der
Baugeschichte der Servaaskirche die Zusammen-
hänge mit verwandten Anlagen nur hier und da
gestreift. Wahrscheinlich hätte ein größeres Ein-
gehen auf diese Zusammenhänge eher zu fester
umrissenen Datierungen geführt als der Nach-
weis der Verwendung verschiedener Fußmaße,
mit Hilfe derer der Verf. einzelne Bauabschnitte
festlegen möchte. Die Baugeschichte der Ser-
vaaskirche ist außerordentlich schlecht durch
Daten belegt. Was bekannt ist, erhellt aus dem
ersten Abschnitt der Studie; die Daten be-
ziehen sich fast durchweg auf Schenkungen an
die im 6. Jahrhundert durch Monulphus errich-
tete Kirche. Daß diese Kirche durch die Nor-
mannen verwüstet wurde, bleibt Vermutung;
daß im Langhaus ein alter Kern steckt, eine
Pfeilerbasilika aus dem endenden 10. Jahrhun-
dert, lehrt das Mauerwerk und die Formen-
sprache. Mit Recht weist hier der Verf. auf
S. Denis in Lüttich (990) hin. Erst 1039 ist eine
Weihe unter AbtGedulphus überliefert. Wie der
östliche Abschluß dieser Kirche gewesen ist, hat
schon Dr. J. Kalf (Bulletin van den nederland-
schen Oudheidkundigen Bond 1916) durch Gra-

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