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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 1.1885

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1. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24111#0009
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nur wenige, aber sehr grosse Räume, die so angeordnet sind,
dass man die sich bei der hohen Lage des Gebäudes bietende
herrliche Aussicht in vollem Masse geniessen kann. Sowohl die
grosse mittlere Fensteröffnung im Salon, als auch die übereck-
stehende Fensteröffnung im Speisesaal sind mit je einer grossen
Spiegelscheibe versehen, wovon die erstere den Ausblick auf
das Main- und Rheinthal, die andere auf Burg und Städtchen
Königstein gewährt. Die geräumigen Veranden sind so disponirt,
dass jede in einem einspringenden Winkel des Gebäudes liegt,
und auf diese Weise bei der hohen exponirten Lage desselben,
einen zugfreien Aufenthalt ermöglicht. Die beiden grossen Säle
sowie der Hauptvorplatz können durch eine kleine Luftheizung
erwärmt werden. Alle übrigen Räume haben Ofenheizung.
Der Unterbau bis zur Sockelgurte besteht aus dem grau-
grünen Taunusschiefer, alle Steinhauerarbeiten aus rothem
Mainsandstein. Die Mauerssächen sind geputzt und das obere
Stockwerk zum Theil in Holzfachwerk ausgeführt. Die innere
Dekoration ist einfach gehalten. Im Salon sind die Wände durch
Holzrahmen in Felder getheilt, welche mit einem hellen farbigen
Stoffe bespannt sind. Eine grosse Hohlkehle vermittelt den
Uebergang zu der einfachen Stuckdecke. Der einen Veranda-
thüre gegenüber befindet sich ein Marmorkamin mit Spiegel.
Der Speisesaal hat hohes eichenes Getäfel, in welches an der
abgeschrägten Ecke nach dem Servirzimmer eine reichgeschnitzte
und eingelegte Thüre aus dem 17. Jahrhundert eingebaut ist.
Die Decke besteht aus einfachen Holzrosetten.
Die Villa ist von einer ausgedehnten Parkanlage umgeben.
In der Nähe der Einfahrt befindet sich ein Stallgebäude mit
Kutscher- und Gärtnerwohnung, sowie eine geräumige Wagen-
remise.
Die Baukosten für das Hauptgebäude beliefen sich auf
130000 Mark, die des Nebengebäudes auf circa 40000 Mark.
Tafel 8. Rathhaus in Schönheide (Königreich Sachsen);
erbaut von E. Giese und P. Weidner, Architekten in Dresden.
In Folge Mangels geeigneter Lokalitäten für die Gemeinde-
verwaltung und das Standesamt sowohl, als auch des Umstandes,
dass es in dem 6000 Einwohner zählenden Industrieorte an einem
geeigneten besseren Gasthause fehlte, ein Bedürfniss, dessen Ab-
hilfe seitens Privater nicht zu erwarten stand, beschloss die Ge-

meindeverwaltung zu Schönheide im Anfang des Jahres 1881
den Bau eines Rathhauses, zu welchem Zweck noch im selben
Jahre eine Konkurrenz ausgeschrieben wurde.
Bei der nun erfolgten Prämiirung, zu welcher Herr Professor
Gottschaidt in Chemnitz als Preisrichter zugezogen war, wurde
der I. Preis den Architekten Giese & Weidner in Dresden, der
II. Preis Herren Lemke Sr Schmidt in Chemnitz unter den ein-
gegangenen Projekten ertheilt.
Die Räumlichkeiten, welche verlangt waren, bilden gewisser-
massen drei Gruppen, so dass im Kellergeschoss zwei Remisen
für Feuerwehrgeräthe, drei Kaufläden und Wirthschaftsräume, —
im Erdgeschoss Restaurations- und Wirthschaftsräume, — im
I. Geschoss Verwaltungsräume und einige Fremdenzimmer und
im II. Geschoss nur Fremdenzimmer Platz fanden. Erschwert
wurde die Situation etwas durch die Niveauverhältnisse, da der
Bau in seiner Quer- und Längsaxe auf stark abfallendes Terrain
zu stehen kam, so dass z. B. die rechte Hosfrontecke circa
3,0 m höher als die linke Strassenfrontecke liegt.
Die äussere Gestaltung des Baues zeigt die Formen deutscher
Renaissance in Sandsteingliederung mit Putzssächen ausgeführt,
während das Innere, der unzureichenden Mittel wegen, höchst
einfach gehalten ist und nur der Gemeinderathssitzungssaal durch
eine Holzdecke geschmückt werden konnte.
Die Baukosten beliefen sich:

Erdarbeiten .
O
O
.00
Mark
Maurerarbeiten ....
27 000
st
Steinmetzarbeiten ....
9 000
st
Zimmerarbeiten ....
11 000
st
Schieferdeckerarbeiten . .
1850
>>
Klempnerarbeiten . .
2 500
st
Tischler-, Schlosserarbeiten
3 3°o
tt
Glaserarbeiten.
I 45°
tt
Malerarbeiten.
I 100
tt
Töpferarbeiten.
I 600
tt
Insgemein.
925
tt

in Summa 61 525 Mark,

gewiss eine sehr niedrige Summe, denn es stellt sich hiernach
der Quadratmeter bebaute Fläche auf 143 Mark und — von
Kellersohle bis Hauptsimsoberkante gerechnet — der Raum-
kubikmeter auf 12,10 Mark Baukosten.


I. $TOCK.
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Grundrisse zu der auf Tafel 4 dargestellten Gruppe von Einzelwohnhäusern im Gärtnerweg zu Frankfurt a. M.;
erbaut von Paul Wallot, Architekt des Reichstagshausbaues in Berlin.

An die Plerren PAchgenossen!
Gleichzeitig mit der Uebergabe dieser Publikation an die Architektenwelt und der Bitte um wohlgesinnte Auf-
nahme derselben, möchten wir alle verehrten Fachgenossen, welche im Besitze geeigneter Beiträge zu diesem Unternehmen
sind, um Mittheilung derselben höflich ersuchen, damit der Hauptzweck der Publikation: Die Gewinnung eines Sammel-
punkts für die besten Leistungen der Gegenwart, desto vollkommener erreicht werden könne.
Eisenlohr & Weigle.

UN1VER51TÄTS
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