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Grundriss und Querschnitt der Sängerhalle des IV. deutschen Sängerbundesfestes (1890) in Wien; erbaut von Stadtziminermeister Hermann Otte dasebst.

offenen, die ganze Halle umspannenden, 4 m breiten Balkon,
von wo 3 m breite Holzstiegen auf den Festplatz hinabführen.

Die Tribüne für 8000 Sänger ist
vom Dirigentenpulte aus in Stufen stei-
gend angeordnet; unter derselben be-
findet sich das Büffett für die Sänger;
jenes für das Publikum ist in einer Länge
von 50 m samt den erforderlichen Neben-
räumen an der rückwärtigen Langseite
der Halle angebaut. Das die Gesangs-
pausen ausfüllende Orchester ist auf der
Galerie neben derTribüne untergebracht.

Über der Zuschauergalerie ist rings um die
ganze Halle die Fahnengalerie angeord-
net. Die Lichtzuführung geschieht durch
grosse Seitenöffnungen, welche zur Däm-
pfung des Lichtes mit weissem bemalten
Stoffe überzogen sind. Am Scheitel der
Halle befinden sich die Ventila-
tionsdächer. Die Bausumme betrug
66000 fl. ö. W., wobei das Bau-
material Eigentum des Erbauers blieb.

Tafel 31. Villa Gräfe in Hankeis Ablage bei Grünau;
entworfen von Architekt Frz. Kreutzer in Crefeld.

Das Gebäude dient dem Besitzer
als Sommerwohnung. Es enthält im Erd-
geschoss die Wohnräume, im obern Stock
die Schlafzimmer. Ein Teil des Unter-
geschosses wird von einer Portierwoh-
nung eingenommen. Der Sockel, die
Lisenen des Erdgeschosses und die
Riegelfelder des Dachstocks sind in
roten Verblendern gemauert, die Wand-
felder des Erdgeschosses verputzt. Bau-
kosten ohne Platz 19000 Mark.

Tafel 32. Villa St. Margarets in
Easney Park, Essex; erbaut von Archi-
tekt Alfred Waterhouse in London.

Die aus roten Backsteinen herge-
stellten Mauerflächen sind mit grauen
Ziegeln netzartig gemustert, ein-
zelne Architekturteile aus roter
Terracotta hergestellt und die
Dächer mit rotbraunen Ziegeln gedeckt;

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Grundriss der Villa Gräfe in Hankeis Ablage bei Grünau;
entworfen von Architekt Frz. Kreutzer in Crefeld.

Erläuterungen zum Projekte des Herrn Bruno Schmitz, Berlin.

Das Preisausschreiben, mit welchem der westfälische Provinziallandtag
seinerzeit die deutschen Architekten und Bildhauer zur Einreichung von
Entwürfen zu einem Denkmal für weiland S. Majestät den Kaiser Wilhelm I.
an der Porta Westfalica aufforderte, verlangte an erster Stelle, dass dem
auf der Höhe des weithin sichtbaren Wittekindberges zu errichtenden Monu-
mente eine im wesentlichen architektonische Ausgestaltung gegeben werde,
derart, dass seine Erscheinung dem landschaftlichen Charakter sich anpasst
und zugleich den Gedanken des Kaiserdenkmales schon aus der Ferne er-
kennen lässt. Und in der That haben die Erfahrungen, die man in neuerer
Zeit mit sogenannten Bergdenkmälern — es braucht hier nur auf die
Germania am Niederwald und das Hermannsdenkmal des TeutoburgerWaldes
hingewiesen zu werden — gemacht hat, wohl bewiesen, dass mit einem
plastischen Kunstwerk allein, auch selbst bei kolossalsten Abmessungen,
eine der Bedeutung solcher Monumente nach allen Seiten hin entsprechende
Wirkung einer gewaltigen Natur gegenüber nicht zu erreichen ist, und
solche Bildwerke, von der Ferne oder von der Ebene aus gesehen, nur zu
sehr als gegen die Natur verschwindende, kaum definierbare Umrissbilder
wirken.

Wenn es demnach mit Bezug auf unsern Fall, das Denkmal resp.
das Bauwerk in Verbindung mit einem Bilde des hochseligen Kaisers zu
bringen, zunächst ratsam erscheinen müsste, diesem doch immer als Kern-
punkt dör Anlage aufzufassenden Standbilde keine zu exponierte Stellung
zu geben, so war bei einer doch vorwiegend architektonischen Auffassung
auf der andern Seite der Wettstreit, den die Baumassen dabei mit der an
eine gewisse beschränkte Grösse gebundenen Hauptfigur eingehen müssen,
ein nicht minder gefährlicher. Auch hat hier eins das andre zu bedingen;
das Standbild darf ebensowenig ohne organischen Zusammenhang mit dem
Bauwerke stehen, wie letzteres nicht etwa nur nebensächlich als blosser
Schutzbau des ersteren sich zu geben hat.

Der Entwurf hat versucht, allen diesen Schwierigkeiten in passender
Weise zu begegnen, sie zu heben, und die Bedingungen des Ausschreibens
zu erfüllen. Dem Charakter als Kaiserdenkmal entspricht die bevorzugte
Stellung, die der in entsprechender Grösse gehaltenen Statue des Herrschers
als dem zugleich alleinigen selbständigen plastischen Gebilde der ganzen

Denkmalsanlage in deren Zentrum eingeräumt ist, und tritt für die Fern-
wirkung das Kaiserbild, ohne deshalb etwa unsichtbar zu sein, auch zurück
gegen den Umriss des Ganzen, so lässt doch die Gesamtanlage, auch von
der Ferne gesehen, nicht nur auf einen geheiligten Mittelpunkt schliessen,
sondern wird — mit ihrem gewaltigen Hallenmotiv und ihren Unterbauten
und Terrassen eine der Linienführung des Berges in sicherem Zuge sich
anschliessende und diesen beherrschende, wirksame Masse bildend — in
ihrer Eigenart weithin sichtbar und leicht verständlich als kaiserliches
Denkmal sich geben.

Für die Betrachtung aus der Nähe ist alles Störende, was Blick und
Sinn ablenken könnte, vermieden — man ist hier mit seinem Kaiser allein,
und die mächtige Figur tritt unter dem schützenden Kuppelgewölbe, um-
rahmt von den machtvollen Rundbögen der Halle, ganz allein in Wirkung.
Und zu dieser Betrachtung bieten sich die Standpunkte auf der halbkreis-
förmigen, 5 m breiten, doch beliebig verbreiterungsfähigen Vorterrasse,
wie in der an 15 m haltenden Halle selbst; die Pfeiler des Gewölbes können
bei einer in der Sehlinie betrachteten so geringen Breite von 1,80—2 m
gegenüber einer so bedeutenden Öffnungsweite der Bögen von 9 m und
die durch die Umrahmung erreichten Vorzüge der gewählten Aufstellung
unter einem architektonischen Aufbau keine Handhabe bieten zu einem
Einwand gegen diese selbst. Auch bei der angenommenen Plöhe des
Kaiserbildes von 7 m, die vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinen könnte,
muss man mit dem Massstab des Ganzen rechnen, den der Platz selbst
vorschreibt; hier wird, auf schon beträchtlicher Höhe über der Ebene,
inmitten einer weiten, freien Natur und bei dem Mangel jeglichen Ver-
gleiches von selbst alles schon viel kleiner erscheinen, als etwa innerhalb
der städtischen Grenzmauern.

Aus allen diesen Vorbedingungen der Aufgabe der Schaffung eines
Bergdenkmals heraus hat der Entwurf die erforderten Massen und Linien
des Monuments zu finden und, ohne in Stilkopieren zu verfallen, zugleich
in bewusster Einschränkung dessen Ausgestaltung im einzelnen, dem Denk-
malscharakter entsprechend, in allgemein verständlicher, klarer und ein-
facher, dem deutschen Empfinden getreuer Weise zu geben angestrebt,
um so am Eingang ins wackre Westfalenland und als Zeichen alter west-
fälischer Treue zugleich einen Denkstein des neuen Geistes aufzurichten.

Bruno Schmitz.

Für die Redaktion verantwortlich Baurat Carl Weigle in Stuttgart.
 
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