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Architektonifche Rundfchau

SKIZZENBLÄTTER

AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST

HERAUSGEGEBEN

VON

Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle

ARCHITEKTEN IN STUTTGART.

7. Jahrgang 1891.

8. Heft.

Monatlich «ine Lieferung zum Preise von Mark 1. 80.

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IN HALT.

Tafel 57. Landhaus Fox Hill bei Reading; erbaut von
Architekt A. Waterhouse in London.

Die Mauerflächen dieses vom Architekten für sich selbst
erbauten Hauses bestehen aus roten Backsteinen und sind mit
einem Rautenmuster aus grauen Steinen belebt. Die architek-
tonischen Gliederungen wurden aus Terracotta gefertigt, die
Dächer mit rotbraunen Ziegeln gedeckt.

Tafel 58 u. 59. Konkurrenzentwurf zu einem Realgym-
nasium für Mannheim von Regierungsbaumeister F. Wendorff
in Leipzig. — Erster
Preis.

Vorliegendes
Projekt ist aus einem
öffentlichen Wettbe-
werb unter 45 Ent-
würfen als Sieger her-
vorgegangen.

Das Baupro-
gramm verlangte —
neben 17 Klassenzim-
mern und den hiermit
verbundenen Neben-
räumen — ein chemi-
sches Laboratorium,
eine Direktorswoh-
nung und eine Turn-
halle, welche eventuell
auch als Aula dienen
konnte. Erschwerend
für die Grundrissge-
staltung des Erdge-
schosses war die be-
stimmt verlangte An-
ordnung überbauter
Arkaden an der Haupt-
front des Gebäudes.

Bei der Beurtei-
lung der Entwürfe wurde das Hauptgewicht auf eine klare,
den praktischen Bedürfnissen entsprechende Grundrisslösung,
sowie auf eine würdige Fassadenbildung und die thunlichste
Einhaltung der Kostensumme gelegt. Letztere sollte — ohne
den Aufwand für die Direktorswohnung — den Betrag von
430000 Mark nicht überschreiten.

Der überschläglichen Kostenberechnung waren als Einheits-
preise pro Kubikmeter umbauten Raumes, gemessen von Keller-
bodenoberkante bis halbe Dachhöhe, zu Grunde zu legen:

1. für das Hauptgebäude inkl. innerer Einrichtung 14 Mark;

2. für die Anbauten oder Nebengebäude inkl. innerer Ein-
richtung und für die Turnhalle 15 Mark.

Den zweiten Preis errang Herr Architekt Lender in Heidel-
berg, den dritten die Herren Weissbach & Barth in Dresden.

Das Preisrichteramt übten — neben den Vertretern der
Stadt — die Herren Baudirektor Dr. Durm-Karlsruhe, Geh. Baurat
Wagner-Darmstadt und Professor Walter-Stuttgart.

Tafel 60. Chalet Robert in Sarnen (Obwalden); erbaut
von Architekt Jacques Gros in Zürich.

Das an der Brünigbahnlinie gegenüber dem Bahnhofe von
Sarnen erstellte Chalet ist vom Sockel aufwärts in Riegelfach-
werk mit Schindelverkleidung ausgeführt. Die Giebeldreiecke
sind mit gefasten Brettern verschalt. Die Dachflächen wurden
mit Schiefer gedeckt.

Die Schindelflächen des Erdgeschosses sind in blaugrauer
Ölfarbe gestrichen, während diejenigen des ersten Stocks nur
geölt wurden.

Die Fensterumrahmungen und alles sichtbare Konstruktions-
holz hat einen schokoladebraunen Ölfarbanstrich erhalten.

Das Gebäude enthält, vom Kellerboden bis Mitte Dach-
stuhl gemessen, rund 1000 cbm, und kostete — bei guter bürger-
licher Ausstattung — 28000 Franken, also pro 1 cbm 28 Franken.

Tafel 61. Erbbegräbnis der Familie Kube in Berlin;
entworfen von Architekt van der Hude daselbst.

Das Denkmal ist aus hellem schlesischen Warthauer Sand-
stein, die Inschrifttafeln und die Gitterpfosten aus norwegischem

Labrador hergestellt.
Die Mittelfigur aus
weissem Marmor ist
von Bildhauer Pohle,
die Reliefs von Bild-
hauer Lessing gefer-
tigt. Die Schmiede-
arbeit ist von E. Puls.
Baukosten 25000 M.

Tafel 62.

Wohnhaus A. Politzer
in Budapest; erbaut
von Architekt J. H.
Schmahl daselbst.

Die Fassaden
dieses Gebäudes sind
in Putz und Ziegel-
rohbau, die Bildhauer-
arbeiten in Cement-
guss erstellt. — Der
Sockel ist in Granit,
die Balkons und Trep-
pen in Karstmarmor
ausgeführt, das Dach
mit Ziegeln gedeckt.
Baukosten pro 1 qm
Grundfläche 185 fl.

Tafel 63. Entwurf für die Restaurierung der Kloster-
kirche zu Langenzenn von Professor H. Steindorff in Nürnberg.

Die Gesamtanlage der ehemaligen Augustiner-Kloster-,
jetzigen protestantischen Pfarrkirche fusst auf Bauarbeiten aus
dem 13. und 14. Jahrhundert; die letzteren wurden aber, be-
sonders durch den Stadtbrand vom Jahre 1388, infolge Krieges
mit den Nürnbergern, grösstenteils zerstört. Die dreischiffige
Anlage mit eingebautem Turm und verhältnismässig kurzem
Chorraum darf wohl als die älteste angesehen werden. Hierauf
gestützt wurde nach der Zerstörung in jahrzehntelanger Arbeit
die Verlängerung des Chores, der Ausbau der Turmhalle mit
anschliessenden Gewölben und die Erweiterung der Kloster-
gebäude ausgeführt; letzteres schon aus dem Grunde, weil im
Jahre 1409 das bereits bestehende Augustinerkloster — mit Ein-
willigung des Bischofs von Würzburg — in ein Collegium cano-
nicorum regularium dieses Ordens verwandelt wurde. Bei der
Gründung und Dotierung desselben waren die beiden Burg-
grafen von Nürnberg, Johann III. und Friedrich VI. (letzterer
als Friedrich I. Kurfürst der Mark Brandenburg, 1415—1440)
nebst Gemahlin Elisabeth hervorragend beteiligt. Aus dieser
Stiftung rührt das in neuester Zeit bewiesene warme Interesse
der erlauchten Hohenzollernfamilie für die Kirche her. Im
15. Jahrhundert, besonders 1460, fand, infolge Krieges mit dem
Bischof von Würzburg, eine nochmalige teilweise Zerstörung
der Kirche statt, so dass auf Rechnung dieses Unglücks wohl
einerseits das Fehlen der Gewölbe in den Schiffen, und andrer-
seits das Einziehen von Netzgewölben mit Kapellenanbauten
am Chor zu setzen ist. Die jetzige Bauanlage mit vorwiegend
 
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